Digitales Wiedersehen mit La Wally

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Im Juli 1891 hat der junge italienische Komponist Alfredo Catalani einen Plan: Er möchte den Roman „Die Geier-Wally“ der deutschen Schriftstellerin Wilhelmine von Hillern vertonen. So weit, so gut: Da er dem Roman aber ein tragisches Ende verpassen will, benötigt er die Erlaubnis der Autorin und macht sich deshalb auf nach Bayern. Die Verhandlungen mit Wilhelmine von Hillern sind hart, aber erfolgreich: Das tragische Ende wird genehmigt und La Wally wird zur Erfolgsoper.

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Tiroler Landestheater Innsbruck . La Wally . Oper von Alfredo Catalani

Die Hauptfigur der Oper ist in Tirol eine Legende: Die Geierwally. Es dauerte trotzdem 120 Jahre, bis Alfredo Catalanis Meisterwerk, 1892 an der Mailänder Scala uraufgeführt, seinen Weg nach Tirol fand. 2012 inszenierte Johannes Reitmeier eben diese Oper als Auftakt seiner Intendanz am Tiroler Landestheater und als Hommage an Tirol. Mit seiner stimmungsvollen und vielschichtigen Inszenierung der tragischen Dreiecksgeschichte rund um Wally, Gellner und Hagenbach feierte Johannes Reitmeier einen geglückten Einstand als Intendant – vom Premierenpublikum gab es minutenlangen tosenden Applaus. 2021 wird die klanggewaltige Oper in der packenden Realisierung des Tiroler Landestheaters digital erlebbar sein.

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Tiroler Landestheater Innsbruck . La Wally . Oper von Alfredo Catalani

La Wally – der Hintergrund

Die Geier-Wally aus dem Roman der Autorin Wilhelmine von Hillern beruht auf dem Leben von Anna Stainer-Knittel, 1841 als Tochter eines Büchsenmachers im Tiroler Lechtal geboren. Berühmt wurde sie durch eine „Mutprobe“, die so gut gelang, dass sie sie wiederholte: An einem Seil in einer Felswand hängend holte sie zweimal junge Steinadler – Geier nannte man sie damals abschätzig – aus ihrem Nest, was sich kein Mann aus dem Dorf getraut hatte.

Anna Knittel entsprach nicht dem üblichen Rollenklischee des 19. Jahrhunderts: Sie zeigte sich selbstbewusst in Hose und mit kurzem Haar, und wählte ihren Ehemann selbst aus, was zur damaligen Zeit noch unerhört war. Sie studierte in München Malerei, musste dies aber an einer Privatschule tun, denn die staatliche Münchner Kunstakademie öffnete erst 1920 die Türen auch für weibliche Studenten. Von der Familie verstoßen, wurde sie dennoch eine anerkannte Künstlerin und konnte ihre erfolgreiche Berufstätigkeit als Porträt- und Blumenmalerin mit der Rolle als Ehefrau und Mutter verbinden. 1940 wurde ihr Leben mit Heidemarie Hatheyer verfilmt und damit die Geierwally weit über die Grenzen Tirols bekannt.

 

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