Die heilende Kraft des Blues

   Blogbeitrag

Der Film hat Kultstatus, die Musik – so könnte man sagen – kennt jedes Kind. Und das noch heute. Denn der Sound der Blues Brothers hat die Jahre überdauert, und genau dieser steht auch im Fokus des neuen Bühnenstücks am Tiroler Landestheater unter der Regie von Susi Weber. Was sozusagen als Witz im Zuge der bekannten Comedyshow „Saturday Night live“ im Jahr 1976 begann, als die beiden Komiker John Belushi und Dan Akroyd gemeinsam Musik machten, mündete 1980 in einem Film, der später auch auf den Theaterbühnen der Welt sein treues Publikum fand. Das verwundert nicht, denn die Zutaten sind einfach zu verlockend und damit erfolgreich: Liebenswertes kriminelles Brüderpaar, von Nonnen erzogen, möchte nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis das Waisenhaus vor seinem Ruin retten.

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„Eigentlich ist es ein Weihnachtsmärchen für Erwachsene, bei dem sich zwei Bad Boys als großherzige Helfer erweisen. Mit der Kraft der Liebe zur Musik sorgen sie dafür, dass das Waisenhaus nicht schließen muss“, erklärt Jan Schreiber, welcher Jake Blues verkörpert. Die kultige Musik macht eindeutig den großen Charme aus: „Natürlich ist das der Hauptpunkt. Das ist ja nicht wirklich ein tiefgreifendes oder heute noch gesellschaftspolitisch relevantes Stück, sondern hauptsächlich eine Show, die begeistern will“, lacht Kristoffer Nowak – auf der Bühne Elwood Blues, im „echten“ Leben selbst seit über 20 Jahren Sänger und Whistle-Spieler der Irish Funfolk Band SEQUEL.

Aus genau diesem Grund meint er auch den Unterschied seines Gefühls bei einem Schauspiel mit großem Textanteil und dem ganz eigenen Blues Brothers-Bühnengefühl zu kennen. „Es ist eher wie ein Konzert mit szenischen Zwischenmoderationen und fühlt sich an wie ein Live-Gig, denn man kommuniziert in den Songs mit dem Publikum auf eine eigene, sehr direkte Art und Weise.“ Jan Schreiber freut sich auch über die außergewöhnliche Möglichkeit, mit einer großen Band auftreten zu können: „Es ist schön, dass wir das machen dürfen – weil es eben im Theater nicht so selbstverständlich ist.“

„Es ist schön, dass wir das
machen dürfen – weil es eben im Theater
nicht so selbstverständlich ist.“

Jan Schreiber, Schauspieler

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Ganz und gar nicht selbstverständlich ist auch die Besetzung der Tänzer*innen rund um Jake und Elwood Blues. Sie wurden extra für das Bühnenstück von Choreografin Gracia Kasenbacher gecastet. „Ich habe nach Tänzerinnen und Tänzern gesucht, die auch Akrobatik können. Mein Schwiegersohn in spe hat eine Parkourhalle und unterrichtet das auch selbst. Deshalb habe ich ihn gefragt, ob er sich vorstellen könne, in einem Theaterstück mitzuwirken. Er war einverstanden und wir haben eine Audition gemacht, um herauszufinden, wer geeignet sein könnte. Schließlich hat nicht jede*r Sportler*in automatisch ein Rhythmusgefühl“, weiß die erfahrene Choreografin.

Mit Regisseurin Susi Weber war sie sich schnell einig: „Ich habe ihr erzählt, was ich mir vorstelle – nach dem Motto: ‚Es sollen Leute durch die Luft fliegen‘. Das hat ihr sofort gefallen.“ So ist die Integrierung der Newcomer in die Schauspielriege eine gelungene Mischung, beide Seiten motivieren sich gegenseitig. „Ich möchte aus allen das Optimum rausholen. Es trifft sich hier ein Mix der verschiedenen Begabungen, und manches ist auch Neuland für sie. Aber meine Erfahrung ist: Man kann immer mehr herauskitzeln, als sie selbst von sich glauben.“

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Ein gar nicht so einfaches Unterfangen, da die Schauspieler*innen auf verschiedenen Ebenen extrem konzentriert sein müssen, wie Jan Schreiber beschreibt. „Am Anfang habe ich oft gedacht, das geht nicht: die Ideen der Regisseurin, die Tanzschritte der Choreografin, die Songs – und alles gleichzeitig“, erinnert sich der Schauspieler lächelnd. „Doch dann kam auf einmal der Moment, wo alles zusammenpasste – und ich mich mit großer Lust in die Musik und meine Rolle fallen lassen konnte.“

Auch für Jake und Elwood Blues endet ihre Reise glücklich. Die Bühne, welche die beiden Blues Brothers bespielen dürfen, wurde von der Ausstatterin Isabel Graf sehr vielseitig gestaltet, die Drehbühne zeigt dabei immer wieder neue Orte des Geschehens. Für Gracia Kasenbacher ein Traum. „Ich bin zum ersten Mal am Tiroler Landestheater zu Gast und überwältigt, was durch die Vielfältigkeit der Bühne, die ganzen Drehungen, das Oben und Unten und auch durch Treppen und Möbel für mich als Choreografin alles möglich ist.“ Vielfalt in der Bühne, Vielfalt im Cast, Vielfalt in den Songs – so vielfältig wie das Leben. Und dieses Leben kann durchaus ein Rollercoaster sein – begleitet von ganz viel guter Musik!

Text: Patrizia Reppe-Pichler
Fotos: Birgit Gufler


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