Ein meisterhaftes Werk

   Blogbeitrag

Im 3. Symphoniekonzert wird es mit Max Bruchs traumhaft schönem 1. Violinkonzert und Mendelssohns Schottischer hochromantisch. Die erste Konzertmeisterin des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck, Annedore Oberborbeck, steht diesmal als Solistin vor dem Orchester.

Das 1. Violinkonzert von Max Bruch zählt zu den Standardwerken der Violinliteratur – was bedeutet es dir persönlich?

Annedore Oberborbeck Das 1. Violinkonzert von Max Bruch ist neben Mendelssohns Violinkonzert vielleicht das schönste der Violinliteratur. Jede Geigerin und jeder Geiger spielt es in jungen Jahren und verliebt sich darein. Ich denke, man kann sagen, dass es die Liebe zur Musik und zur Geige stärkt. So ging es mir damals, als ich es lernte und so geht es mir heute jedes Mal wieder, wenn ich es spiele oder unterrichte.

«Jede Geigerin und
jeder Geiger spielt es
in jungen Jahren und
verliebt sich darein.»

Annedore Oberborbeck, Solistin

Für den Komponisten war die enorme Popularität seines 1. Violinkonzerts Fluch und Segen zugleich – wie ist das für dich als Interpretin?

Auch wenn dieses Konzert wirklich jede:r kennt und gespielt hat, bleibt es für mich immer frisch und hat so viel Tiefe, dass es nie «abgespielt» werden kann. Es ist ein meisterhaftes Werk!

video - Titelbild
Annedore Oberborbeck ist Solistin beim 3. Symphoniekonzert des TSOI. © Emanuel Kaser

Wie zeitaufwendig ist es, während der laufenden Proben- und Vorstellungstätigkeit ein solches Werk warmzuhalten bzw. dann nochmal intensiver daran zu arbeiten?

Dies stellt bei jedem externen Projekt eine sehr große Herausforderung dar. Ob es Proben oder Konzerte sind, die eigene Vorbereitung der Orchesterwerke und die eigene instrumentale Arbeit jedes Orchestermitgliedes prägen den Verlauf jedes Projektes und grundlegend die Qualität des ganzen Orchesters. Da investiert man bereits einige Stunden des Tages neben dem eigentlichen Orchesterdienst. Zeit für viel Anderes bleibt nicht. Da muss man dann spät abends, früh morgens und mit viel zeitlichem Vorlauf anfangen zu üben.

Wie ist es für dich, als Solistin vor dem (eigenen) Orchester zu stehen?

Ich freue mich sehr, wieder als Solistin zu spielen. Die Rolle ist eine ganz andere als die der Konzertmeisterin, die Teil der Gruppe ist. Als Solistin kann man noch eine andere Gestaltung übernehmen und sich ganz dem Eigenen widmen.

«Die Kolleg:innen auf der Bühne zu haben,
ist sowohl unterstützend als auch sehr anspruchsvoll,
da man es besonders schön machen will.»

Annedore Oberborbeck, 1. Konzertmeisterin

Im Vorkonzert (OUVERTÜRE) haben junge Instrumentalist:innen die Gelegenheit, in einem Profiorchester mitzuspielen – wie wichtig sind deiner Meinung nach solche Erfahrungen?

Als junger Mensch und als Musiker:in formt man seine eigene Anspruchshaltung und Qualitätsvorstellung sehr früh und stark durch das Angebot von außen. Wenn die Lehrer:innen am Instrument einen wunderschönen Klang und eine gute Intonation haben, dann spielen die Schüler:innen auch so. Wenn nicht, dann kann man das später schwer wieder korrigieren. Es prägt ich ein, was man jeden Tag hört, wie eine Sprache. Je mehr regelmäßige, hochkarätige Angebote für junge Leute existieren, desto mehr gute Musiker:innen werden dadurch wachsen. Die Vorkonzerte geben den jungen Leuten immerhin einen ganz kurzen Einblick in ein professionelles Orchester, was bereits  sehr wertvoll ist. Er wirkt sehr motivierend und rückt vielleicht auch die eigene Einschätzung der Schüler:innen in reales Licht, was enorm wichtig ist. Denn der Weg ist ein sehr langer hin zur Qualität, die für eine professionelle Orchestertätigkeit ausreicht und diese muss von Anfang an im täglichen Musik- und Instrumentalunterricht vermittelt werden.

 

FRAGEN Johanna Muschong
BILDER Emanuel Kaser

video - Titelbild
© Lisa Edi

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