Vom Film inspiriert – tänzerisch umgesetzt

   Blogbeitrag

Die britische Choreografin Caroline Finn schafft für das Tanzensemble des TLT das Tanzstück The Room. Inspiration holt sie sich bei den visuell opulenten Filmen von Regisseur Peter Greenaway und den Theaterstücken des britischen Dramatikers Harold Pinter. 

Steht das Konzept für «The Room» schon länger auf deiner Ideenliste oder ist es fürs TLT ganz neu entstanden?

Caroline Finn Das Konzept für The Room ist ganz neu, obwohl ich schon lange von den Werken von Peter Greenaway und Harold Pinter inspiriert bin. Ich schaffe gerne dichte Stücke – visuell und emotional – mit vielen Schichten. Ich glaube, das ist der Grund, warum mich die Filme von Greenaway so anziehen. Die zusätzliche Inspiration von Pinter ist in ihrer Kargheit und «Trockenheit» das genaue Gegenteil davon, und ich bin gespannt, wie wir diese Welten miteinander verbinden können!

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Proben zu «The Room» © Andrea Widauer

Peter Greenaway ist unserer – etwas älteren – Generation wohl bekannt. Den meisten der sehr jungen Tänzer:innen wird er aber wahrscheinlich kein Begriff sein. Wie willst du ihnen seine Arbeit näherbringen?

Ich habe den Tänzer:innen empfohlen, sich in der Sommerpause einige Filme von Greenaway anzusehen, um einen Eindruck davon zu bekommen. Generell beginne ich einen Prozess gerne mit einer Art «Bibel» – einem Dokument mit all meinen gesammelten Beiträgen wie Bildern, Texten, Zitaten und Online-Links, das ich zu Probenbeginn mit den Tänzer:innen teile. Während des Prozesses können sie sich immer wieder darauf beziehen und es auch selbst ergänzen. Es ist nicht zwingend notwendig, dass sie die Arbeit von Greenaway sehr gut kennen, denn ich versuche nicht, einen Film von ihm als Tanzstück nachzustellen. Es reicht mir, wenn sie einfach ein Gefühl für die Beschaffenheit, die Atmosphäre und den Ton bekommen. Das ist auch etwas, das ihre Kreativität anregt.

Du hast kurz vor dem Sommer zur Vorbereitung einen Workshop mit unserem Tanzensemble gemacht. Was ist dein Eindruck von den Tänzer:innen und was möchtest du mit ihnen erreichen?

Ich habe die Tänzerinnen und Tänzer während unseres kurzen Workshops als extrem offen und enthusiastisch erlebt, was bereits ein großartiger Anfang für einen kreativen Prozess ist. Ich hoffe, dass wir uns gegenseitig herausfordern können, unsere Komfortzonen zu verlassen und keine Angst zu haben, Absurdität, Emotionen und Theatralik sowie neue Körperlichkeiten zu erforschen. Ich würde mir wünschen, dass sie es wagen, Risiken einzugehen und etwas über sich selbst als Künstler:innen zu entdecken, das ihnen vielleicht vorher nicht so vertraut war. Vor allem aber möchte ich, dass sie alle ein echtes Gefühl der Zugehörigkeit zu dem von uns geschaffenen Stück entwickeln und erkennen, wie wichtig jede:r einzelne von ihnen als Teil des Ganzen ist.

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Tanz-Ensemble bei den Proben zu «The Room» © Andrea Widauer

Was für Musik verwendest du für das Stück?

Die Musik ist eine Mischung aus bestehenden Stücken, die eine Menge Dynamik und Emotionen mit sich bringt, mit denen wir arbeiten können. Das musikalische Gesamtbild wird sehr filmisch sein, da ich einige Stücke von Michael Nyman (einem langjährigen Mitarbeiter von Greenaway) sowie andere Werke von Filmkomponisten verwende, kombiniert mit einigen bekannteren klassischen Stücken. All diese Musikstücke werden nahtlos ineinander übergehen und mit einigen beeindruckenden Klanglandschaften überlagert, die der Sounddesigner Peter Teszas geschaffen hat.

 

FRAGEN Stefan Späti
BILDER Andrea Widauer

 


THE ROOM

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Proben zu «The Room» © Andrea Widauer

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