Das Leben ist eine Achterbahn

   Blogbeitrag

Quarantäne. Mareike Zimmermann hat aus unser aller Erfahrungen der letzten Monate eine mitreißende Revue und gleichzeitig eine Hommage an das Schauspielensemble geschaffen.

Wir alle haben sie erlebt, sie ist noch immer allgegenwärtig, hat unsere Gedanken fest im Griff und bestimmt für viele den Alltag: Die Quarantäne. Und dabei geht jeder einzelne von uns anders damit um. Eine Zeit der besonderen Herausforderungen auch oder vielleicht gerade für Theatermenschen, deren Beruf auf dem unmittelbaren Kontakt zu anderen fußt. „Jeder hat sich gefreut, wieder im Betrieb sein zu können und arbeiten zu dürfen, aber es war dann doch auf den ersten Proben nach sechs langen Monaten der Distanz ein in jeder Hinsicht zaghaftes Herantasten“, fasst Schauspieldirektorin und Chefdramaturgin Christina Alexandridis die besondere Situation zusammen.

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Nicht nur die Handlung der Revue ergibt sich aus dem Erleben des Lockdowns im Frühjahr dieses Jahres, auch das Zustandekommen des musikalischen Schauspielabends überhaupt ist dieser Situation geschuldet. „Geplant war eigentlich eine Schauspielrevue, die in einem Altersheim gespielt hätte. Das schien der Theaterleitung angesichts der Entwicklung der Corona- Pandemie aber nicht mehr angemessen. Deshalb habe ich meine eigene Quarantäne dazu genutzt, aus diesen Umständen heraus eine Hommage an das Schauspielensemble zu schreiben. In der Quarantänesituation kristallisiert sich schließlich wie unter einem Brennglas heraus, wie man sich innerhalb des Ensembles verhält, welche Beziehungen man zu seinen Kolleg*innen im Besonderen und zu seinem Beruf insgesamt hat“, lacht Regisseurin Mareike Zimmermann.

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Und wie im richtigen Leben, gibt es auch in Quarantäne. Die Revue höchst unterschiedliche Charaktere, die mit den Herausforderungen des Quarantäne-Alltags höchst unterschiedlich umgehen. „Die eine heftet sich das Motto ’positiv thinking’ auf die Fahnen, der andere kommt in Wahrheit gar nicht damit klar und leidet eher laut als leise vor sich hin. Die Diva ist so mit sich beschäftigt, dass man nicht sicher sein kann, inwiefern sie überhaupt bemerkt, dass sie in Quarantäne ist. Einzig der fehlende Publikumsapplaus ist ihr bewusst“, beschreibt Zimmermann die illustre Runde, welche sich in Quarantäne im Theater befindet und sich gegenseitig motiviert – oder eben nicht. Und dann, an Tag 39 der angeordneten 42 Tage als alle bereits auf das Ende ihrer Isolation hinfiebern, macht eine Schauspielkollegin, die von außen dazu stößt, auch noch all ihre Hoffnungen zunichte…

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Die augenzwinkernde Revue wird nicht nur aufgrund ihres humorvollen Blicks auf Allzumenschliches, sondern auch mit der Auswahl der Hits, aus denen sich die Handlung ergibt, punkten. „Endlich habe ich einmal alle Songs, die ich eh richtig gut finde, in einem einzigen Stück untergebracht“, schmunzelt die Regisseurin. Nein, natürlich haben sie alle an diesem Abend eine ganz bestimmte Funktion, ob sie nun zum Durchhalten oder zum Träumen animieren – da hat dann „Schifoan“ von Wolfgang Ambros ebenso seine Berechtigung wie „Rise like a Phoenix“ von Conchita Wurst. Weiter reicht die Auswahl von Queen über Aretha Franklin und Helge Schneider bis hin zu unbekannteren Bands wie Gustav oder Dota. Der musikalische Leiter Hansjörg Sofka wird selbst als von der Quarantäne gezeichneter Pianist auf der Bühne zu sehen sein. Er hat das musikalische Material für das Schauspielensemble eingerichtet. Und zwar „mit zugleich liebevoller und strenger genauer Hand“ wie Mareike Zimmermann aus dem Nähkästchen plaudert. „Er macht das wunderbar und das Ensemble singt unfassbar gut“, freut sie sich über die Zusammenarbeit mit Sofka. Und das Tüpfelchen auf dem berühmten „i“ wäre, „wenn das Publikum einen (ent-)spannenden und tollen Abend genießen kann – egal, ob da draußen Corona ist oder nicht“.

Text: Patrizia Reppe-Pichler
Fotos: Birgit Gufler


Quarantäne . Die Revue

Musikalischer Schauspielabend von Mareike Zimmermann
unter Einhaltung aller urheberrechtlichen, hygienischen und rhythmischen Vorschriften .
Musikalische Einrichtung Hansjörg Sofka

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