Schulterschluss der großen Kulturveranstalter Österreichs. Bundesweite Plattform von Theatern, Opern- und Konzerthäusern präsentiert Positionspapier zur Wiedereröffnung und signalisiert Dialogbereitschaft
Am Dienstag, den 12. Jänner 2021 fand ein virtuelles Treffen zwischen Vizekanzler Werner Kogler und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer mit einer Auswahl der großen Kulturveranstalter des Landes statt. Die dabei zum Ausdruck gebrachten Haltungen wurden in einem an Vizekanzler Kogler und Staatssekretärin Mayer gerichteten Schreiben mit folgendem Inhalt präzisiert und kommuniziert:
Auf der Basis eines Konsenses über die Dimension der Pandemie und der Komplexität der Wiederherstellung eines lebendigen, kulturellen Lebens suchen die zeichnenden Personen nach Wegen, die Kulturbetriebe sowohl künstlerisch als auch betriebswirtschaftlich verantwortungsvoll durch die kommenden Monate zu führen. Dabei soll die bereits bestehende Verunsicherung der Besucherinnen und Besucher sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umgehend gelöst und abgebaut werden.
- Keine Schlechterstellung gegenüber der Gastronomie: Die Kombination aus bewährten Sicherheitskonzepten, einer konsequenten Maskenpflicht für das Publikum und den besonders leistungsfähigen technischen Einrichtungen für eine erhöhte Frischluftzufuhr schützt die Besucherinnen und Besucher konsequent vor schädlichen gesundheitlichen Folgen. Eine Schlechterstellung gegenüber der Gastronomie wäre – vor allem auch für die Bevölkerung – nicht nachvollziehbar. Eine jüngst veröffentlichte Studie des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts zeigt am Beispiel des Konzerthauses Dortmund, dass die Gefahr der Übertragung von Infektionen durch Aerosole unter den vorab beschriebenen Bedingungen nahezu ausgeschlossen werden kann. Wir sind zudem davon überzeugt, dass das Tragen einer FFP2-Maske kombiniert mit unseren starken Präventionskonzepten und den besonderen Lüftungsanlagen eine echte Alternative zum Testen darstellt.
- Anerkennung der Präventionskonzepte und der Sitzpläne: Die unter den großen Kulturbetrieben abgestimmten Präventions- und Sicherheitskonzepte haben sich im Sommer und Herbst 2020 als ein qualitativ belastbarer Standard bewährt und dazu geführt, dass bei über 500.000 Besucherinnen und Besuchern in den Häusern der Unterzeichnenden kein einziger Cluster entstanden ist.
- Stufenplan für die Wiedereröffnung der Kulturinstitutionen: Selbstverständlich wollen die Kulturinstitutionen einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten. Aber um einen möglichst raschen und geplanten schrittweisen Neustart des kulturellen Lebens zu ermöglichen, braucht es einen mittelfristigen Stufenplan zur Wiedereröffnung der Kulturinstitutionen inklusive transparenter Voraussetzungen (Inzidenz etc.).
- Maximale Zuschauerzahlen abhängig von der Größe der Spielstätte (mögliche Beschränkungen sollen als Prozentsatz und nicht in absoluten Zahlen definiert werden): Jede zahlenmäßige Beschränkung des Publikums hat Auswirkungen auf die Finanzierung der jeweiligen Produktion. Um die Wiederaufnahme des Spielbetriebs und die betriebswirtschaftliche Integrität der kulturellen Einrichtungen abzusichern, brauchen diese klare Vorgaben über mögliche Beschränkungen der Zuschauerzahlen, die immer in Bezug zur Größe und Qualität der jeweiligen Spielstätte zu sehen sind. Sämtliche Gebäude der großen Kulturveranstalter sind mit technischen Lüftungsanlagen ausgestattet, die die vorgeschriebene Frischluftzufuhr (Kubikmeter Frischluft Volumen pro Person / Stunde) deutlich übertreffen. Als Beispiel wird Spanien genannt, wo der Spielbetrieb der Theater, Opern- und Konzerthäuser seit Wochen mit einer prozentualen Beschränkung der Sitzplatzkapazität wiederaufgenommen werden konnte.
- Proben ist Arbeit: Eine Wiederaufnahme der Spielbetriebe setzt vorangehende Proben voraus. Auch wenn der Probebetrieb in Folge von Kurzarbeit teilweise eingeschränkt funktioniert, ist die Weiterführung der Probenarbeit auch bei geschlossenen Häusern notwendig und Voraussetzung für die Wiederaufnahme. Die intensive Probenphase vor einer Premiere bei szenischen Produktionen beträgt sechs Wochen. Daher ist der Planungshorizont von so großer Bedeutung.
- Kostenersatz: Voller Ersatz für die durch die Verordnung verursachten betriebswirtschaftlich negativen Folgen, da ansonsten alle Kulturveranstalter in finanzielle Probleme geraten werden, die auch mittelfristig nicht von diesen gelöst werden können.
Abschließend wurde die Forderung der zeichnenden kulturellen Betriebe nach einem regelmäßigen, direkten Austausch mit Vizekanzler Kogler und Staatssekretärin Mayer formuliert. Damit soll gewährleistet werden, dass die die Kultur betreffenden Verordnungstexte durch Einbeziehung der fachlichen Expertise dieser Gruppe praxistauglich sind.
Nur so ist es möglich, dass unter dem selbstverständlichen Vorrang der Gesundheit künstlerisch sinnvolle Programme zu wirtschaftlich vertretbaren Konditionen realisiert werden können.
Petra Bohuslav, kaufmännische Geschäftsführerin
Wiener Staatsoper
Lukas Crepaz, kaufmännischer Direktor
Salzburger Festspiele
Michael Diem, kaufmännischer Direktor
Bregenzer Festspiele
Werner Döring, Geschäftsführer
Vorarlberger Kulturhäuser Betriebsgesellschaft
Herbert Föttinger, Künstlerische Leitung
Theater in der Josefstadt
Roland Geyer, Intendant
Theater an der Wien
Stephanie Gräve, Intendantin
Vorarlberger Landestheater
Markus Hinterhäuser, Intendant
Salzburger Festspiele
Olivia Khalil, Geschäftsführerin
Landestheater NÖ Betriebs GmbH, St. Pölten
Christian Kircher, Geschäftsführer
Österreichische Bundestheater Holding
Thomas Königstorfer, Geschäftsführer
OÖ. Theater und Orchester GmbH, Landestheater Linz
Martin Kušej, Direktor
Burgtheater
Christoph Ladstätter, kaufmännischer Geschäftsführer
Volksoper Wien
Michael Lakner, Künstlerischer Leiter
Theater Baden Betriebs GmbH
Iris Laufenberg-Spätt, Intendantin
Schauspielhaus Graz
Markus Lutz, kaufmännischer Direktor / Geschäftsführer
Tiroler Landestheater und Orchester / Innsbrucker Festwochen der Alten Musik
Carl Philip von Maldeghem, Intendant
Landestheater Salzburg
Martina Malzer, Geschäftsführerin
Theater Baden Betriebs GmbH
Robert Meyer, Direktor
Volksoper Wien
Matthias Naske, Intendant
Wiener Konzerthausgesellschaft
Franz Patay, Geschäftsführer
Vereinigte Bühnen Wien, Wiener Bühnenverein
Stephan Pauly, Intendant
Musikverein / Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Helga Rabl-Stadler, Präsidentin
Salzburger Festspiele
Johannes Reitmeier, Intendant
Tiroler Landestheater und Orchester GmbH
Bernhard Rinner, Generalsekretär / Geschäftsführung
Theatererhalterverband / Bühnen Graz
Bogdan Roščić, Direktor
Wiener Staatsoper
Marie Rötzer, Künstlerische Leiterin
Landestheater NÖ Betriebs GmbH, St. Pölten
Michael Schilhan, Intendant
Next Liberty Jugendtheater GmbH, Graz
Nora Schmid, Intendantin
Opernhaus Graz
Hermann Schneider, Intendant
OÖ. Theater und Orchester GmbH, Landestheater Linz
Aron Stiehl, Intendant
Stadttheater Klagenfurt OG
Christian Struppeck, Intendant
Ronacher & Raimund Theater
Michael Tassis, Geschäftsführer
Grazer Spielstätten Orpheum, Dom im Berg, Schloßbergbühne Kasematten GmbH
Bernhard Utz, Kaufm.Direktor
Landestheater Salzburg
Matthias Walter, Geschäftsführer
Stadttheater Klagenfurt OG