Von wegen Sommerpause: Das Große Haus wird seit Anfang Juni einer umfassenden Sanierung und Modernisierung unterzogen und somit den technischen Anforderungen eines modernen Theaters angepasst.
Einige Bereiche des altehrwürdigen Gebäudes sind in die Jahre gekommen, eine Sanierung ist unausweichlich, erklärt Alexander Egger, Technischer Direktor des Tiroler Landestheaters. Konkret bedeutet das: Der Bühnenturm wird saniert, Bühnenmaschinerie und -steuerung werden ebenso ausgetauscht wie der gesamte Bühnenboden, und auch die Beschallung wird komplett erneuert.
Von Maschinen und Rechnern
Die Bühnenmaschinerie stammt zwar aus dem Jahr 1967, da diese Maschinen für die Seilbahnwirtschaft hergestellt wurden, ist nicht die Lebensdauer das Problem, so Egger. „Es gibt jetzt einfach keine Ersatzteile mehr, auch nicht für die Rechner, die die Maschinen betreiben. Den letzten Rechner haben wir tatsächlich aus dem Museum geholt. Jetzt werden die Maschinenteile ausgetauscht.“ Das heißt: Neue Motoren, neue Antriebe, neue Ansteuerungsrechner, und hier sprechen wir nicht von klassischen PCs, wie wir sie kennen, sondern von raumfüllenden Rechnern.
Update für Boden und Beschallung
Die viel zitierten Bretter, die die Welt bedeuten, sind seit rund 20 Jahren im Dienst und haben durch schwere Kulissenteile sichtbar gelitten. Das gesamte Bühnenholz wird jetzt erneuert. Zum Einsatz kommt wieder Pitchpine, ein spezielles Kiefernholz, harzig, weich und doch stabil. Löcher schließen sich rasch wieder wie von Zauberhand, wenn Schrauben rein- und wieder rausgedreht wurden, außerdem hält der widerstandsfähige Boden 500 Kilo pro Quadratmeter aus. Apropos Quadratmeter: Insgesamt 1350 Quadratmeter Bühnenboden werden ausgetauscht. Auch neu ab Herbst 2021: Die Beschallungsanlage. „Die gesamte Tonanlage wird ausgewechselt, moderne Lautsprecher mit 3D-Sound werden für ein völlig neues Klangerlebnis sorgen“, so Alexander Egger.
Hoch hinaus
Die Modernisierungsarbeiten führen auch auf das Dach, dem die Jahre stellenweise deutlich anzusehen sind und das teilweise undicht ist – es wird nun neu gedeckt. Im Dach befinden sich die Rauchklappen, die im Fall einer Rauchentwicklung für ein besseres Entweichen des Rauchs sorgen. Da auch sie ausgetauscht werden, ist es in weiterer Folge notwendig, die gesamte Brandmeldeanlage auf den letzten Stand der Technik zu bringen, Tausch der Brandschutztüren und Einbau einer Sprinkleranlage inklusive. Der Bühnenturm, also jener Ort, in dem die Kulissen „verschwinden“, wird thermisch saniert: Das Anbringen einer Isolationsschicht sorgt im Winter für einen besseren Schutz gegen Kälte und im Sommer gegen Hitze.
Langfristige Investition
Markus Lutz, Geschäftsführender Kaufmännischer Direktor, unterstreicht die Wichtigkeit der Baumaßnahmen: „Eine Sanierung ist dringend notwendig, um den Spielbetrieb aufrecht erhalten zu können und um künftig größere Schäden zu vermeiden.“ Johannes Reitmeier, Geschäftsführende Intendant, freut sich auf ein erneuertes Großes Haus: „Alle geplanten Maßnahmen im Großen Haus betreffen das Herz des Tiroler Landestheaters. Durch die Investitionen in die Substanz werden die Ansprüche einer modernen Bühne auch weiterhin erfüllt.“ Die beiden Gesellschafter der Tiroler Landestheater und Orchester GmbH Innsbruck – das Land Tirol und die Stadt Innsbruck – investieren u.a. im Rahmen der Konjunkturoffensive 2020 des Landes Tirol rund sieben Millionen Euro in die größte Kulturinstitution Tirols und Westösterreichs.
Saisonstart im Herbst 2021
Für Besucher*innen sowie für Abonnent*innen des Tiroler Landestheaters hat die Sanierung kaum Auswirkungen. Die Spielzeit 2021.22 beginnt im Großen Haus erst Anfang Oktober 2021, das künstlerische Programm sowie die Anzahl der Premieren und Vorstellungen bleiben im gewohnten Umfang aufrecht. Alle anderen Spielstätten sind von der Sanierung nicht betroffen. Für Stammkund*innen kann es eventuell zu einem verkürzten Intervall ihres Abonnements kommen.
Text: Silke Artner
Fotos: Andrea Leichtfried