ORTE IN INNSBRUCK, AN DENEN DIE FAMILIE SCHINDLER GELEBT UND GEWIRKT HAT

Von Niko Hofinger

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Maria-Theresien-Straße

Das Firmenschild «Konditorei Café Schindler» prägte über viele Jahrzehnte den Innsbrucker Ansichtskarten-Blick der Maria-Theresien-Straße. Hier hatten Hugo und Erich Schindler Anfang der 1920er-Jahre ein Kaffeehaus eröffnet, das bald um Salons und Tanzflächen erweitert wurde und sich zum beliebten Treffpunkt der Innsbrucker Szene entwickelte.
Im Jahr 1938 «arisierte» der Nationalsozialist Franz Hiebl den Betrieb, nach dem Krieg bekam die Familie ihren Besitz zurück; man führte das Café zunächst weiter aber verkaufte schließlich das Lokal. Der Name Café Schindler blieb noch bis in die 1970er-Jahre erhalten und viele Innsbrucker Paare haben sich hier bei Musik und Tanz erstmals gefunden.

Bild © Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

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Andreas-Hofer-Straße

Eines der ersten Gebäude in der in den 1880er-Jahren neu angelegten Andreas-Hofer-Straße war das Haus, das heute die Nummer 13 trägt. Hier entstand die erste Firmenzentrale unter dem schönen Namen «Erste Tiroler Fruchtsaftpresserei, Landesproduktenbrennerei und Likörfabrik Samuel Schindler».
Auf dem Briefpapier sieht dieser Hinterhof aus wie eine Industrielandschaft, auf dem Foto der selben Szene wie ein typischer Wiltener Innenhof. In diesem Haus wohnte die Familie in der Pogromnacht des 9. November 1938. Haus und Betrieb wurden auch hier enteignet und nach dem Krieg in schwer beschädigtem Zustand zurückerstattet. Heute befindet sich darin unter anderem ein Poledance Studio.

Bild © Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

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Rennweg

Nach Plänen des bekannten deutschen Architekten Hermann Muthesius ließ Hugo Schindler für seine Familie am Rennweg Nummer 10 im Jahr 1927 eine große Villa errichten. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 wurde das Haus über die Sparkasse enteignet und kam illegal in Besitz des Gauleiters Franz Hofer. Nach dem Krieg bekam die Familie das Haus zurück, Kurt Schindler verkaufte es an die Familie Feix. Seit den 1990er Jahren befindet sich hier ein Universitäres Institut für Alternsforschung. Der architektonisch misslungene Umbau wird nicht mehr rückgängig gemacht werden, aber die Universität plant die Anbringung einer Tafel zur Geschichte des Hauses und seiner Besitzer:innen.

Bild © Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

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Karmelitergasse

Die kleine Gewerbezone im Zwickel von Südring, Hauptbahnhof und Südbahnstraße kennt in Innsbruck jedes Kind. Man kommt hier auf dem Weg ins Tivoli- oder Olympiastadion vorbei oder war schon einmal Billard spielen auf dem Dach des Häuserblocks. Viele Jahre lagerte hier die Firma Schindler ihre Waren; im Keller stapelten sich die Fässer, in den Garagen der Auto-affinen Familie herrschte reger Betrieb. Nach dem Krieg bekam Hugo Schindler die schwer bombenbeschädigten Gebäude zurück und betrieb hier wieder eine Schindlergarage; wenn die Sonne richtig steht, erahnt man die alte Beschriftung noch auf dem Turm.

Bild © Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

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Jüdischer Friedhof

Auf dem jüdischen Teil des Innsbrucker Westfriedhofs befindet sich gleich rechts neben dem Eingang das Wand-Grab der Familie Schindler. Auf diesem sind die bekannten Mitglieder der Familie genannt. Nicht alle sind tatsächlich hier bestattet. Die Nennung der Namen als Erinnerung an Angehörige ist auf diesem Friedhofsteil oft zu finden. Manche sind auf der Flucht oder im Exil verstorben oder sie wurden, wie etwa 200 Personen aus Innsbruck, in der Zeit des Nationalsozialismus umgebracht. Erwin Schindler, der im Ersten Weltkrieg gefallen ist, steht auch noch einmal auf dem Erinnerungsstein für jüdische Soldaten.

Bild © Viktoria Castellano