Geschichten vom Franz, Quasi Reloaded

28.10.2025 / blog
Juliana Haider und Michaela Senn bei der Konzeptionsprobe.

Michaela Senn und Juliana Haider sind keine Unbekannten in der Tiroler Theaterlandschaft, beide sind in den unterschiedlichsten Funktionen umtriebig: Sie spielen, inszenieren, komponieren und leiten Theater – Michaela Senn als Co-Leitung das Theater praesent & Triebwerk7 und Juliana Haider als Co-Leitung das Hungerburgtheater. Mit Geschichten vom Franz kehren die beiden zurück ans Tiroler Landestheater.

 

Michaela, als Regisseurin und Schauspielerin arbeitest du sehr oft für ein erwachsenes Publikum, was reizt dich denn an Theater für junges Publikum?

Michaela Senn Der Zugriff auf die Phantasie ist viel radikaler, viel ganzheitlicher – Kinder akzeptieren viel mehr, wenn es mit ihrer inneren Logik der Vorstellungskraft vereinbar ist. Andererseits kenne ich wenige 6-Jährige, die aus Höflichkeit eine Stunde im Theater sitzen bleiben, wenn es sie langweilt. Und zugleich hat Kindertheater wahrscheinlich das größte politische Potenzial: Es kann junge Menschen empowern und zu selbstdenkenden, demokratiefähigen Wesen heranwachen lassen, die Selbstwirksamkeit erleben können, wenn auf Augenhöhe ein Erfahrungsraum für sie zugänglich wird.

Wer liebt sie nicht? Christine Nöstlingers legendäre Geschichten vom Franz.

Die «Geschichten vom Franz» sind ja ein Sammelsurium von 19 Büchern. Wie hast du die Auswahl getroffen?

Michaela Senn Ich habe mir die Geschichten markiert, die für mich das größte Bühnenpotenzial haben. Die Schwierigkeit ist ja die, dass uns eine allwissende Erzählerposition mit auf eine Reise – oft in Franz’ Gedankenwelt – nimmt, wir also viel von seinem Denken und Zweifeln erfahren. Das muss irgendwie «herzeigbar» werden. Und es braucht Aktion, Bewegung und Rhythmus. Daher haben wir uns einen neuen Plot überlegt, der viele bereits bestehende Erzählungen in Teilen oder ganz neu zusammengestrickt enthält.

 

Juliana – wobei, dein junges Publikum kennt dich ja als Tschulie oder auch mal Klara, wenn du in der Klangwerkstatt des TSOI die Orchesterhausmeisterin spielst – du wechselst in diesem Jahr hinter die Bühne und hast die Musik zum Stück geschrieben.

Juliana Haider Ja, ich habe bereits im Sommer mit Michaela Ideen gesammelt – welche Instrumente, welche Klangfarben passen zu den verschiedenen Charakteren – aber das Komponieren geht erst jetzt so richtig los. Mir war wichtig, die einzelnen Figuren erst einmal kennenzulernen, ihre Stimmen zu hören, die Bewegungen zu beobachten, ihre Physiognomie wahrzunehmen, um dann die passenden musikalischen Elemente zusammenzubauen, die die jeweilige Rolle klanglich unterstützen können. Ihr arbeitet ja sehr oft miteinander, ist Musik für euch ein wichtiges Element auf der Bühne? Michaela Senn Ich finde Musik eigentlich immer sehr zentral und lege großen Wert auf eine gute Musikauswahl. Hier hab ich den großen Luxus, dass Tschulie eigens für uns Sounds erarbeitet, das ist natürlich mehr als großartig. Juliana Haider Musik ist für mich wie eine eigene Sprache, die es im besten Fall schafft, das Publikum – speziell Kinder – ganz unmittelbar anzusprechen. Durch Klänge werden die Fantasie geweckt und Atmosphären geschaffen, die die Szenen noch lebendiger und Emotionen noch klarer zeigen. Kindern hilft das mitunter, das Geschehen auf der Bühne intuitiv zu verstehen.

«Ich kenne wenige 6-Jährige, die aus Höflichkeit eine Stunde im Theater sitzen bleiben, wenn es sie langweilt.»

Eleni Palles entwarf das Bühnenbild und die Kostüme.

Ihr seid beide ziemliche Theater-Allrounderinnen, gibt es etwas, was ihr noch nicht probiert habt und euch aber reizen würde?

Michaela SennIch habe in den letzten zwei Jahren sehr viel inszeniert und würde gerne mal versuchen, (wieder) ein bisschen ins Schreiben zu kommen. Vielleicht mal ein Stück schreiben und dann aber abgeben, von jemand anderem inszenieren lassen …

Juliana Haider Ich bin sehr dankbar, so viele unterschiedliche Projekte mit bereichernden Menschen machen zu können. Wenn man sich da noch was wünschen kann, dann vielleicht, dass sich diese unvorhersehbare Reise fortsetzt..

 

TEXT Uschi Oberleiter
BILD Raphael Gutleben