Inhalt
«Als Wappenadler bin ich eine Schildkröte
und kann daher kein Schwein sein.»
Otto Grünmandl
Wie politisch ist das Private und wie menschlich die Öffentlichkeit? Was ist die Wirklichkeit, wenn auf der Theaterbühne öffentlich Privates verhandelt wird? Wollen wir nicht alle ab und zu einfach «aus dem Bild steigen»?
«höret was erfahrung spricht: hier ists so wie anderswo
nichts genaues weiß man nicht dieses aber ebenso»
Otto Grünmandl
Mit einer dramatisch-musikalischen Textcollage zum 100. Geburtstag des großen Tiroler Satirikers Otto Grünmandl wird unmittelbar klar, welche Aktualität und gesellschaftliche Relevanz sein Werk noch heute hat: verspielt, absurd und humorvoll. Spintisierereien, Suppenrezepte und andere Wahrheiten: In diesem Sinne machen die international erfolgreiche Osttiroler Musicbanda Franui live – gemeinsam mit dem Haller Regisseur Alexander Kratzer und einer Bühneninstallation der Innsbrucker Künstlerin Katharina Cibulka – Grünmandls allgemein gültiges künstlerisches Potenzial auf der großen Bühne sichtbar.
«Heraus aus den vier Wänden! Hinaus in die Welt!»
Otto Grünmandl
Außeninstallation von Katharina Cibulka an der Fassade des Tiroler Landestheaters Innsbruck
Am 13. Jänner um 19 Uhr findet die Premiere des Otto-Grünmandl-Abends «Als Wappenadler bin ich eine Schildkröte» mit Musik von Franui am Tiroler Landestheater statt. Die Innsbrucker Künstlerin Katharina Cibulka gestaltete das Bühnenbild sowie die Außeninstallation an der Fassade des Landestheaters.
Die drei Textfahnen WELT SCHMERZ MITTEL sind mittlerweile zum Markenzeichen des Landestheaters im Außenbereich geworden. Cibulka nimmt den Schmerz und ersetzt diesen durch eine frei schwebende Bierkisten-Skulptur. Ihre Installation greift eines der Grünmandl’schen Bühnengestaltungsmittel – die Bierkiste – auf und transformiert diese in weiße vertikale Projektionsflächen. Ein mögliches Grünmandl-Zitat, das sich auf die Bierkisten projizieren ließe, wäre: Jo da kannst nix machen, es isch wie es isch. Ans Satzende setzt Cibulka jedoch ein großes Fragezeichen. Dem gegenwärtigen Welt-SCHMERZ und der Resignation setzt sie Wachsamkeit und Aktivität entgegen.
Ganz im Sinne Grünmandls verschmilzt durch Cibulkas Installation der Außen- mit dem Innenraum des Theaters, und damit das Bühnenbild mit der Kunstinstallation, das Private mit dem Politischen.
Katharina Cibulka: Wir können unsere Ohnmacht mit Bier hinunterspülen, auf der Couch sitzen bleiben und hoffen, dass schon alles gut ausgehen wird. Wir können die Bierkiste aber auch als Gefäß interpretieren und die Hohlräume mit Ideen füllen. Als WELT MITTEL gegen SCHMERZ bieten sich an: Aktivismus, Solidarität, miteinander reden statt gegeneinander posten, Haltung zeigen, Adler mit Weitblick sein, statt mutlose Kopf-in-den-Sand-Wappler. Es gibt viel zu verlieren. Oder: Es gibt viel zu gewinnen!
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Besetzung
Pressestimmen
Christine Frei / Bezirksblätter Innsbruck, 17.1.2024
Ob #MeToo im Skizirkus oder leibhaftiges Regen-Metaverse, die von Regisseur Alexander Kratzer und Schauspiel-Co-Direktorin Elisabeth Schack erstellte Textcollage bietet tatsächlich auch jüngeren Zeitgenossen hinreichend Anknüpfungspunkte.
Markus Stegmayr / APA, 14.1.2024
Solcherweise quasi neuartig und innovativ kommentiert und beleuchtet, erschlossen sich bekannte Grünmandl-Fragmente noch einmal anders.
Markus Schramek / Tiroler Tageszeitung, 15.1.2024
Sieben blendend zusammenwirkende DarstellerInnen in knallbunter Aufmaschelung (Kostüme: Alexia Engl) parlieren, schwadronieren, radebrechen und singen (hervorragend mehrstimmig!) ohne Unterlass. […] Erstaunlich, wie hinter den absurden Texten Zeitlosigkeit hervorlugt – auch 24 Jahre nach Grünmandls Tod.
APA / Neue Vorarlberger Tageszeitung, 16.1.2024
Das aberwitzige, collagenhafte Werk brachte eine virtuose Vermengung von Grünmandl-Passagen und Kompositionen sowie Bearbeitungen der Franui-Masterminds Andreas Schett und Markus Kraler. Gewissermaßen als sicherer Hafen für dieses durchaus extravagante, aber gelungene Unterfangen diente die große, multifunktionale und raumfüllende Bühnenkonstruktion von Katharina Cibulka.
Ivona Jelčić / Der Standard, 15.1.2024
Seine grotesken Logiken trug Grünmandl stets mit dem heiligen Ernst des Biedermannes vor. Nachahmung ist schwer möglich, in der von Alexander Kratzer für das Tiroler Landestheater inszenierten Collage Als Wappenadler bin ich eine Schildkröte behilft man sich mit einer beherzten Flucht nach vorne.