Inhalt
Ein mysteriöses Ereignis bildet die Grundlage dieser Kammeroper: Im Dezember 1900 verschwanden im Nordwesten Schottlands drei Leuchtturmwärter unter ungeklärten Umständen. Sie taten ihren Dienst auf dem Leuchtturm der Flannan Inseln, die Logbucheinträge waren unauffällig, brachen aber plötzlich ab. Als ein Versorgungsschiff den Leuchtturm anfuhr, um wie gewohnt Proviant zu bringen und einen Teil der Mannschaft auszutauschen, fanden die ankommenden Matrosen den Leuchtturm komplett leer vor. Bis heute ranken sich Vermutungen und Mythen um die Frage, wie die drei Männer verschwanden: Tötete einer die beiden anderen, warf sie ins Meer – und sprang hinterher? War ein Naturereignis Ursache eines tragischen Unglücksfalles, dem alle zum Opfer fielen? Wurden sie von Außerirdischen entführt?
Der britische Komponist Sir Peter Maxwell Davies (1934–2016), der zu den bedeutendsten Komponisten der Gegenwart zählt, bietet in seiner 1980 uraufgeführten Version der Ereignisse keine Lösung des Rätsels an. Vielmehr nutzt er die Geschichte, die er in kleinen Details bewusst vom Originalgeschehen abweichen lässt, um Einblicke in die Psyche der Beteiligten zu gewähren. Dabei stellt er den drei Leuchtturmwärtern und ihrem Alltag drei Offiziere entgegen, die den leeren Leuchtturm auffinden und über ihre Erlebnisse Bericht erstatten. Mit diesem Perspektivenwechsel zwischen Außensicht und Innensicht des Geschehens lotet er die Untiefen der menschlichen Seele aus. Dabei spiegelt die Musik nicht nur die Innenwelten der Protagonisten, sondern sie spürt auch den Naturphänomenen nach. So ist Der Leuchtturm ein musikalischer Thriller, der bis zur letzten Minute spannend bleibt.
Mark Valencia:
Die Orchestrierung für Instrumente wie das Flexaton und ein verstimmtes Klavier setzt Stürme, Schrecken und den drohenden Tod gegen ansteckende melodiöse Zwischenspiele und beschauliche Bilder von Tee und Kartenspiel.
Termine
Durch Klicken auf den Play-Button bzw. Audioplayer wird das Laden von externen Medien erlaubt.
Mehr dazu in den Cookie Informationen.
Besetzung
-
Sandy, 1. Offizier
-
Blazes, 2. Offizier
-
Arthur, Stimme der Karten, 3. Offizier
Tiroler Ensemble für Neue Musik TENM
Pressestimmen
Tiroler Tageszeitung
Davies‘ Musik spiegelt mit eindringlichster Wirkung die mystische Stimmung und seelischen Nöte. die Nebel und Stürme, reale Momente. Expressionistisch, hart und erbarmungslos, aber auch sanft und volkstümlich in den Liedern. Tommaso Turchetta führt das Tiroler Ensemble für Neue Musik sicher durch die Klippen, und das Orchester in der kleinen Besetzung zeigt an jedem Pult exzellentes Format.
Den drei meisterhaften Sängerdarstellern wird als Leuchtturmwärter wie auch als Offiziere ebenso Großes abverlangt. Florian Sterns Tenor leuchtet als Sandy geradezu auf, Dale Albrights Intensität häutet Blazes Aggression und Verzweiflung, Johannes Maria Wimmers Arthur verhärtet sich mit weichem Bass in fehlgeleiteter Priesterpose.
Kai Anne Schuhmacher lässt der Geschichte ihre Ausstrahlung und Tiefenwirkung, stülpt nichts mehr darüber, inszeniert kenntlich und atmosphärisch. Ganz nahe an der Musik. […] Begeisterung im Publikum.
Tiroler Krone
Gerade in einer Gegenwart, die von offizieller Seite als Zeit der „zweiten Welle“ proklamiert wird, regt das Libretto dieser unheimlichen, mysteriösen, dunklen und kalten Kammeroper dazu an, um über das „Eingesperrt sein“ und wie dieser Umstand der menschlichen Seele Schaden zufügen kann, nachzudenken. In der rund 75 Minuten dauernden einaktigen Oper mit einem Prolog spielt sich der Horror im Inneren des Leuchtturms ab, welcher von Bühnenbildner Michael D. Zimmermann kreiert wurde. Dieser enge, klaustrophobische Lebensraum inmitten der unwirtlichen Äußeren Hebriden erzeugt unermessliche Spannungen bei den drei Leuchtturmwächtern.