Inhalt
Im Herbst reisen zahlreiche Vogelschwärme südwärts. Sie folgen ihrem Instinkt, geführt vom Kreislauf der Jahreszeiten. Wie die Vögel sind wir Menschen von dessen Kraft und Dynamik abhängig. Doch die Struktur von Frühling, Sommer, Herbst und Winter, die uns so vertraut ist, befindet sich im Wandel.
In seiner ersten Choreografie für Innsbruck schickt Marcel Leemann die Tänzer:innen zu Max Richters Version von Vivaldis Musik auf eine Reise durch einen zyklischen Bilderbogen. Es kommt zur Auseinandersetzung mit der Natur, geprägt von menschlichen Bestimmungen wie Lieben, Bekämpfen, Finden, Verlieren und dem Umgang mit Vergänglichkeit. Stillstand ist nicht möglich – wie ein Vogelschwarm am Himmel bewegt sich die Gruppe in eine unbekannte Zukunft. Eine besondere Zusammenarbeit beflügelt diese Produktion: Armin Wolf, ZiB 2-Anchorman und gebürtiger Innsbrucker, ist dem Geschehen auf der Bühne per Videoaufnahme zugeschaltet.
Termine
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Besetzung
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Tanz
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Sprecher (Videoaufzeichnung)
Pressestimmen
Ivona Jelčić / Der Standard, 9.10.2023
Als sei er aus dem Nachrichtenstudio zugeschaltet, verliest (Armin) Wolf, auf eine mondförmige Scheibe projiziert, im Lauf der Jahreszeiten nicht nur Wetterberichte, sondern auch Nachrichten aus dem brennenden Griechenland und Poetisches von Mayröcker bis Grillparzer. Das wirkt mitunter einigermaßen kurios, aber auch immer wieder entwaffnend ironisch oder gar beklemmend. Auch das Populäre kann politisch sein. So kann man Leemanns Landestheater-Debüt auch als programmatische Ansage verstehen. Die Intensität, mit der sich das Ensemble durch die Klimakrise tanzt, ebenfalls. Diese Zugvögel dürfen sich getrost in Innsbruck einnisten.
Markus Stegmayr / Tiroler Krone, 9.10.2023
[…] konnten die Tänzerinnen und Tänzer auf der schlichten Bühne glänzen – allen voran das nicht-binäre Ensemblemitglied MingXuan-Vincent Gao, dessen poetisch-grenzüberschreitende Bewegungen durchgehend fesselten. Doch dem gesamten Tanzensemble gelangen magische Momente. Es war die richtige Mischung aus Kollektivleistung, der Hervorhebung von einzelnen Begabungen, die dahinterliegende Geschichte von Individualisierung und dem Eins-Werden eines einheitlichen Tanzkörpers.
Markus Schramek / Tiroler Tageszeitung, 9.10.2023
Klar ist dieses erste Tanztheater der neuen Saison auch als Spektakel gedacht, als aufwändige Show mit Tanz auf hohem Niveau, geschaffen zur Unterhaltung der Massen. Die TänzerInnenschaft liefert einen starken, gemeinsamen ersten Eindruck. Das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft. Nach dem Schlussvorhang wird das Ensemble geradezu euphorisch gefeiert. Als Beobachter in Reihe 7 ist man geneigt zu konstatieren: Es ist so, wie es in den letzten Jahren immer war.
Christine Frei / Bezirksblätter Innsbruck, 11.10.2023
Max Richters flirrend-fluide Rekomposition von Vivaldis Vier Jahreszeiten bildete dabei das musikalische wie inhaltliche Fundament. Die auch deshalb so besticht, weil er die lauernde Bedrohung durch den Klimawandel schon vor zehn Jahren hellsichtig in seine Musik eingearbeitet hat. […]
Ja, man wird nun zum Mit- und Nachdenken gefordert. Und eine Kontinuität gab es tatsächlich: Jubel und Standing Ovations am Ende. Nicht nur für eine großartige Performance, sondern auch für eine neue Tanzästhetik, die längst überfällig war.