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„Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh‘ ich wieder aus“ – lautet die erste Zeile in Franz Schuberts Liederzyklus Winterreise.
Ein Jahr vor seinem Tod im Jahr 1828 beleuchtet der Komponist in diesem zentralen Werk der Romantik die existenziellen Ängste der Menschen. Das Publikum folgt der inneren und äußeren Reise des Protagonisten – dem Wanderer -, der nach dem Zerbrechen einer Liebesbeziehung ohne Ziel und Hoffnung in die Winternacht hinausirrt.
Dabei folgen die 24 Stationen dieser Reise keiner kontinuierlichen Handlung, stattdessen schildert Schubert die subjektiven Eindrücke des Wanderers, die sich musikalisch in gegensätzlichen Stimmungen ausdrücken. Anfangs zwischen heftiger Freude und extremer Verzweiflung changierend werden die Tonwechsel nur langsam gleichmäßiger, doch schlussendlich dominiert die düstere Färbung. Am Ende des Zyklus trifft der Protagonist einen einsamen Leiermann, der unermüdlich sein Instrument dreht, obwohl niemand ihn hören kann. Schuberts Melodie bleibt in einer scheinbar banalen Formel eingefroren, die musikalische Energie ist verloschen.
Todessehnsucht, Zuflucht in der Musik, die „ewige Leier“ als Sinnbild eines perspektivlosen, sich ewig fortschreibenden Lebens… Der assoziative Bogen, den das Werk bildet, ermöglicht eine Vielzahl von Lesarten. Neben der Deutung im Kontext psychologisch fassbarer, individueller Lebensumstände können die in der Winterreise verwendeten Gedichte von Wilhelm Müller ebenso aus einem gesellschaftskritischen, politischen Blickwinkel interpretiert werden.
Vorgestellt wird dieses vielschichtige Schlüsselwerk der Liedgeschichte in einem einmaligen Konzert von dem Bariton Alec Avedissian, der dem Tiroler Publikum in diversen Opernrollen bestens bekannt ist. Begleitet wird er am Klavier von Tommaso Turchetta, der in Innsbruck zuletzt die Zauberflöte, Lakmé und Così fan tutte dirigierte.