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Als Lyriker und Dramatiker, als Musiker und Zeichner zählt Federico García Lorca zu Spaniens vielfältigsten und faszinierendsten Künstlerpersönlichkeiten. Seit seiner Ermordung zu Beginn des Spanischen Bürgerkrieges reißen die Spekulationen um seinen Tod und sein Leben nicht ab, und sein Werk besitzt bis heute außergewöhnliche Strahlkraft. In der Rückschau erscheint er dabei wie in mehrere Persönlichkeiten gespalten und mit mehreren Gesichtern ausgestattet: einem fröhlichen, vergnügten, das die Freunde kennen; einem ernsthaften, das sich im Zusammenhang mit der Arbeit und in Interviews zeigt; einem oftmals gequälten und düsteren, wenn es um Liebe und Leidenschaft geht.
Eine zentrale Antriebskraft in Lorcas Dramen ist das Begehren: Jemand begehrt, meist ohne sein „Objekt“ genau benennen zu können, was die Unerfüllbarkeit immer schon mit einschließt. Auch die Gedichte thematisieren immer wieder das Begehren, testen die Grenzen dessen aus, was sagbar ist, und stoßen dabei ständig auf die Leere.
Das Tanzstück zeigt ausgewählte Stationen von Lorcas Leben: das innige Verhältnis zu seiner Mutter; die Liebe zu Andalusien; die Freundschaft zu Salvador Dalí und Luis Buñuel – und das Zerbrechen dieser Verbindung; die gesellschaftlich geächtete Zuneigung zu Männern; die Hinwendung zu den gesellschaftlichen Außenseitern; der Ausbruch in die große weite Welt – und die Rückkehr in die sehnsuchtsvoll vermisste Heimat. Ständige Begleiter auf der Reise durch dieses Leben sind die Gedichte, mit denen sich Lorca der Welt mitteilte.
Die Rose sehnte sich nicht nach der Rose.
Fast starr am Himmel sehnte sie sich – nach Verwandlung.
FEDERICO GARCÍA LORCA
Termine
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Besetzung
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Federico Garcia Lorca
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Lorcas Mutter
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Kubistisches Paar
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Salvador Dalí
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Luis Buñuel
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Stier
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Liebhaber in New York
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Freiheit
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Frauen und Männer
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Gitarre
Pressestimmen
Tiroler Krone
Das Stück beginnt und endet mit Lorcas (leidenschaftlich fließend getanzt von Josué Ullate) gewaltsamem Tod im spanischen Bürgerkrieg. Dies bildet den Rahmen für die gesamte Erzählung. Dazwischen werden Stationen aus dem Leben des spanischen Künstlers dargestellt sowie atmosphärische Bilder kreiert, die sich abstrakt und atmosphärisch mit seinem Wesen und Werken auseinandersetzen. Diese abstrakteren Szenen sind die starken Momente dieses Tanzabends. Sie führen hinaus in extravagante künstliche Körperkonstruktionen, spielen mit erfrischenden Rhythmen […]. Der Einsatz von Spitzenschuhen ist hier ein ästhetisches Mittel, um gewohnte Körperproportionen zu verfremden und raffinierte Bilder zu entwerfen.
Tiroler Tageszeitung
Es wird auch „en point“ getanzt in Lorca. Sogar klassischer „Pas de deux“ lässt sich ausmachen. Wenn Lorca (Josué Ullate) samt Mutter (Olivia Swintek) das Glück der Kindheit beschwört zum Beispiel. Oder später, wenn der Dichter in New York mit einem neuen Liebhaber (Addison Ector) anbandelt. Der Rückgriff auf die Tradition ergibt Sinn. Auch der Modernismus von Federico García Lorca […] nährte sich am Klassischen.
Stark sind beispielsweise die reiner Perkussion folgenden Kuba-Impressionen. Auch zu Kenneth Winklers abstraktem „the pencilist“ findet Gasa Valga überzeugende Bilder für Lorcas Poetisierung der Welt. Und zu Francisco Tárregas „Recuerdos de la Alhambra“ klagen hier formschön und eindrücklich Spaniens Witwen. […] Helfried Lauckners Bühnenbild verzichtet auf allzu eindeutige Verortung: Die Welt ist Käfig, im Käfig tigert die Kraft, Verzweiflung und Begehren brodeln. In seinen besten Momenten brodelt auch Lorca – „auf Spitze“ wie breiten Schritts.