Inhalt
Ein Hof am Tiroler Land, Ende des 19. Jahrhunderts. Drei Brüder kämpfen um den Ansatz eines Lebens; gegeneinander, gegen die Mauern, die den Hof umgeben, aber vor allem gegen ihren Vater, der standhaft wie eine Eiche nicht von seinem Besitz weichen will. Weit weg winkt Amerika mit der Hoffnung auf Gold, näher plötzlich winkt die junge Braut des Vaters mit einer ganz anderen Zukunft. Aber überall liegen Steine auf dem Weg, Steine über Steine. Und je größer das Verlangen wird, umso größer wird auch die Last.
Verlangen ist eine freie Überarbeitung von Lisa Wentz von Eugene O’Neills 1924 in New York uraufgeführtem Drama Gier unter Ulmen. Eine Gegenwartsdramatik, die erzählen möchte, in die Tiefe geht und im Sinne eines modernen Volkstheaters genauso «dialogische Könnerschaft» wie eine «Dramaturgie der Stille» aufzeigt.
Die Tiroler Autorin wurde für ihr Stück Adern, das bereits 2023 am Tiroler Landestheater zu sehen war, mit dem Nestroy ausgezeichnet. Für Verlangen verlegt sie die Handlung, die im Original auf einer Farm in Neuengland spielt und eindrücklich die Verrohung der Menschen in einem Umfeld schildert, in dem sie sich und ihr Verlangen nicht entfalten können, ins ländliche Tirol. Gemeinsam untersuchen so die beiden Autor:innen den Wert von Besitz, den Preis der Selbstbestimmung und die Kargheit in der Liebe.
Termine
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Besetzung
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Ephraim
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Simon
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Peter
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Eben
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Agnes
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Mina
Pressestimmen
Markus Schramek / Tiroler Tageszeitung, 16.9.2024
Die junge Tiroler Dramatikerin Lisa Wentz hat im Auftrag des TLT Eugene Oʼ Neills Drama Desire under the Elms übersetzt und unter Verabreichung von etwas Lokalkolorit umgearbeitet. Wir hören (Tiroler) Dialekt, aber gar keinen allzu breiten. Das Szenario des Stücks ist direkt aus dem Leben gegriffen: ein wütender Streit ums Erbe. Ausgetragen wird dieser zwischen dem despotischen Bauern Ephraim (großartig in seiner unnahbaren Härte: Christoph Kail) und seinen drei Söhnen, die allesamt kampfbereit in Tarnanzügen stecken.
Ivona Jelčić / Der Standard, 16.9.2024
Mehr als für die um Geld und Geltung rangelnden Männer interessiert sich Wentz für die Frauenfiguren. Vor allem die randständige Figur der Mina (überzeugend abgeklärt: Marie-Therese Futterknecht) erfährt eine Aufwertung. Nicht um eine beiläufig aufgesuchte Dorfhure geht es hier, sondern um ein Vergewaltigungsopfer, das sich am Ende selbst ermächtigt. Aber nicht (nur) als moralische Instanz, sondern als Rächerin. Auch die von Julia Posch mit launigem Selbstbewusstsein ausgestattete Agnes emanzipiert sich von eindeutigen Zuschreibungen.
Markus Stegmayr / APA, 15.9.2024
Besonders erwähnenswert zudem: die stimmungsvollen Videoprojektionen von Amir Kaufmann, die das naturalistische und eher einfache Bühnenbild immer wieder verwandelten und zum Teil ins Traumwandlerische kippen ließen. […] Das schlichte, abstrakte Bühnenbild (Vibeke Andersen) ist gut gewählt. Die transparenten, an Zelte gemahnenden Unterschlüpfe eignen sich bestens, um sich gegenseitig zu belauschen und einander aufzulauern.