Inhalt
Charles Gounods Faust, Ambroise Thomas’ Mignon und Jules Massenets Werther sind die drei bekanntesten Opern, die auf Werken von Johann Wolfgang von Goethe basieren. Sie alle entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich. Dort begeisterten sich insbesondere die Vertreter*innen der Romantik für den deutschen Dichter und fanden in seinem Schaffen zahlreiche Inspirationen. „Diese aufwühlenden Szenen, diese fesselnden Bilder“, soll Jules Massenet ausgerufen haben, als er 1885 Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werthers gelesen hatte.
In seiner Opernversion konzentrierte sich der Franzose auf die beiden Hauptfiguren. Bereits bei ihrer ersten Begegnung verliert Werther sein Herz an Charlotte. Diese versprach ihrer Mutter jedoch auf dem Sterbebett, Albert zu heiraten. Zerrissen zwischen Pflichtbewusstsein und ihren Gefühlen, gesteht sie Werther erst dann ihre Liebe, als es bereits zu spät ist: Weil er seinen seelischen Schmerz nicht mehr ertragen konnte, setzte Werther seinem Leben ein Ende.
Massenet bewies in seiner meistgespielten Oper sein psychologisches Gespür und lotete sowohl in den Gesangspartien als auch im Orchester die gesamte Gefühlspalette aus – von lyrischer Zartheit bis hin zu expressiver Dramatik.
Tiefe Einblicke in das Seelenleben der unglücklich Liebenden gewährt der Regisseur und Bühnenbildner Thaddeus Strassberger, der am Tiroler Landestheater bereits bei Pique Dame, Un ballo in maschera und Les Contes d’Hoffmann mit schlüssigen Konzepten und starken Bildern überzeugen konnte.
Ich hatte gelebt, geliebt und sehr viel gelitten!
Das war es.
Johann Wolfgang von Goethe
Termine
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Besetzung
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WERTHER
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ALBERT
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BAILLI
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SCHMIDT Freund von Bailli
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JOHANN Freund von Bailli
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CHARLOTTE Tochter von Bailli (09.01.2022)
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CHARLOTTE Tochter von Bailli (14.01., 30.01., 03.02.2022)
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CHARLOTTE Tochter von Bailli (09.03., 10.03.)
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SOPHIE ihre Schwester
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GESCHWISTER VON CHARLOTTE UND SOPHIE
Tiroler Symphonieorchester Innsbruck
Pressestimmen
Tiroler Tageszeitung
Eine Produktion, die szenisch und musikalisch tief unter die Haut geht. […]
Schauen Sie sich das an! Denn Werther in der Inszenierung von Regisseur Thaddeus Strassberger ist die richtige Oper zur richtigen Zeit. […]
Tenor Jon Jurgens zeigt in der Titelpartie groß auf, er ragt aus einem insgesamt starken Ensemble heraus […], Charlotte ist ebenfalls top besetzt mit Mezzosopranistin Margaret Plummer […]. Dieses […] Paar macht die Ausweglosigkeit einer Amour fou sängerisch mit allen Fasern spürbar, ganz heftig so nach der Pause, als Werthers Liebesleiden einem dramatischen Finale zusteuert. Ergreifendes Musiktheater ist das, formidabel musikalisch unterlegt vom blendend disponierten Tiroler Symphonieorchester Innsbruck mit Lukas Beikircher am Pult. […] Eine tief berührende Lovestory, die keine sein darf.
Online Merker – Rezension
Stimmige und berührende Inszenierung […]
Insgesamt ergibt diese Inszenierung ein stimmiges Bild, das einen dann und wann an der Kehle packt, etwa wenn die Bühne zu Massenets unbegreiflich schöner Wintermusik in ein trostloses Schneegestöber versinkt oder wenn sich Goethes Werther-Zitate unmittelbar vor seiner Verzweiflungstat in Einzelwörter und Buchstaben auflösen.
Strassberger und sein Team folgen stets der Musik Massenets. […] An dieser Stelle sei das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck unter der Leitung von Lukas Beikircher, das durch sein wohlüberlegtes und in allen Registern glanzvolles Spiel den Klangboden für die vokalen Darbietungen aufbereitet und den Gesang förmlich trägt, lobend hervorgehoben. […]
Auch die Sängerinnen und Sänger präsentierten sich auf hohem Niveau. Jon Jurgens ist ein leidenschaftlicher, schauspielerisch sehr präsenter Werther mit einer in allen Lagen ebenmäßigen Stimme und beständigem, langem Atem, der sein großes Können auch in der berühmten Ossian-Rezitation „Pourquoi me réveiller“ zeigte. […] Margaret Plummer als Charlotte versteht es, die lyrischen Seiten ihrer Rolle zu modellieren. Auch ihre Glanznummer, die Tränenarie „Va! Laisse couler mes larmes“, vermochte zu berühren. Alec Avedissian als Albert erweist sich durch seine virile, dynamische Stimme als kongenialer Partner und Gegenpart zugleich. Die Sängerinnen und Sänger in den Nebenrollen konnten […] ebenfalls voll und ganz überzeugen: der souveräne Joachim Seipp als Bailli, der großartig-gelassene Dale Albright als Schmidt und der talentierte junge Oliver Sailer als Johann sowie die quirlige und stimmlich schön auftrumpfende Annina Wachter als Sophie. Sehr eindrucksvoll agierte auch der von Janelle Groos einstudierte Kinderchor des TLT.
Online Merker – Kurzkritik
In seinem Einheitsbühnenbild, eines jener Vorort-Holzhäuser, die bei den starken Hurricanes gleich wegzufliegen drohen und in dem er durch Drehbühne häufig wechselnde Szenen arrangiert, kann er [der Regisseur und Bühnenbildner Thaddeus Strassberger] die Charaktere der spießigen im grauen Alltag gefangenen Einwohner gegen die große und hier überhaupt nicht hineinpassende Liebe zwischen Werther und Charlotte dezidiert und mit der bei ihm wie immer exzellenten Personenführung herausarbeiten. […]
Lukas Beikircher legt großen Wert auf gute Führung der Sänger, lässt aber das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck umso mehr zu Wort kommen, wenn diese nicht zu singen hatten. So ergaben sich lyrische und kontemplativ stark wirkende musikalische Momente mit den auch immer wieder in dieser Oper zu hörenden und so herrlichen dramatischen Höhepunkten. Insgesamt ein sehr guter Abend am Tiroler Landestheater!
Kronen Zeitung
Eine in allen Belangen harmonische Inszenierung.
Am Bühnenbild kann man sich gar nicht sattsehen. Es ist realistisch und überzeichnet zugleich. Indem der ursprüngliche Werther einen Zeitsprung von mehreren Jahrzehnten in Richtung unserer Gegenwart macht, wirkt der kulturelle Kontext vertrauter, doch durch die immer noch vorhandene zeitliche und kulturelle Distanz dennoch nicht völlig greifbar. […]
Euphorischer Applaus für das Ensemble eines ausgezeichnet inszenierten Werthers.