Die Komponistin hinter Liliom

   Blogbeitrag

Johanna Doderer – in Bregenz geboren und in Wien lebend – ist die Komponistin hinter der Oper Liliom. Ihre Musik behauptet sich in den großen Musikhäusern der Welt und wird längst von international erfolgreichen KünstlerInnen geliebt und begeistert interpretiert.

Ingrid Lughofer hat die Komponistin getroffen und über die Sprache der Musik, Naturverbundenheit und ihre Muse gesprochen.

 

Frau Doderer, Sie sind in Dornbirn aufgewachsen. Wie wurden Sie Komponistin?

Ich studierte Klavier im Landeskonservatorium Feldkirch. Für meine kompositorische Entwicklung war es entscheidend, dass ich Gerold Amann kennengelernt habe. Er hat mich unterrichtet, mich motiviert und mir sehr geholfen, denn am Land ist das nicht so einfach. Dann ging alles ganz schnell. Ich hatte die ersten Konzerte in Vorarlberg und kam durch die Begegnung mit Beat Furrer an die Musikhochschule Graz. Abgeschlossen habe ich dann mein Studium bei dem gebürtigen Innsbrucker Erich Urbanner an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien.

 

Beat Furrer und Erich Urbanner sind wichtige zeitgenössische Komponisten. Sie, Frau Doderer, gehören zu den wenigen österreichischen Komponistinnen, die Kammermusik, Lieder, Chor- und Orchesterwerke schreiben, sich aber hauptsächlich dem Musiktheater widmen. Wann schufen Sie Ihre erste Oper?

Meine erste schrieb ich noch als Vorarlberger Klavierstudentin. Als ich zu meinem Diplom in Wien einen Auftrag bekam, machte ich daraus Die Fremde nach der Tragödie von Euripides. Doch ich muss aufpassen, welche Stoffe ich auswähle, denn es ist so viel Lebenszeit, die man damit verbringt, und die Figuren sind auch im Privaten präsent. Ich arbeite allerdings immer an einer Oper, momentan gemeinsam mit Peter Turrini. Zum Inhalt darf ich noch nichts verraten.

 

Was dient Ihnen als Kraft- und Inspirationsquelle?

Ich habe in Wien meinen Hauptwohnsitz, lebe aber in einem alten Bauernhaus im Weinviertel. Meine Inspiration kommt einerseits aus der Stille, andererseits aus der Begegnung mit Natur und mit Menschen. Ich glaube, da kommen die Ideen her. Außerdem gehe ich gerne Klettern in die Berge und reite.

Von Party zu Party, von Event zu Event eilen und ein bisschen Natur dazwischen, das funktioniert bei mir nicht. Ich lasse mich komplett auf die Natur ein und auf die Menschen, die mit mir zu tun haben. Momentan führe ich ein sehr zurückgezogenes Leben und das ist genau das Richtige. Das Höchste, was ich im Leben erreichen kann. Ich verzichte auf vieles. Alle wollen immer alles haben und befürchten, etwas zu versäumen. Das ist das Gegenteil von dem, wo die Kraft liegt.

 

Warten Sie, bis Sie die Muse küsst oder arbeiten Sie regelmäßig?

Ich stehe sehr früh auf, momentan um 4.00 Uhr und setze mich hin und schreibe. Äußerst strukturiert. Die Themen entstehen im Kopf, ich halte sie auf Papier fest. Dann gehe ich ans Klavier, der Rechner ist erst der letzte Schritt zur Ausarbeitung. Wenn ich ein großes Werk schreibe, muss ich in die Energie kommen, in die Grundstimmung. Und gebe ich mich selbstvergessen mit meinem ganzen Mensch-Sein hin, kommen die Klänge aus mir heraus. Teilweise sehe ich die Musik optisch vor mir als Bewegung. Ich höre die Bewegung und zeichne sie auf.

 

Ihr Credo?

Ich glaube, wir müssen menschlich bleiben. Wenn man Musik schreibt, hat man eine Sprache und deshalb habe ich als Komponistin Verantwortung. Das, was ich schreibe, hören viele Ohren. Man kann da etwas bewirken, ohne in eine Richtung zu lenken. Wir brauchen Menschen, die mitfühlen. Ich glaube, dass die Welt größer wird, wenn wir wahrnehmen, was uns alles verbindet. Und die Musik verbindet so stark, das ist wie eine gemeinsame Schwingung. Als gelungen bezeichne ich es, wenn ich Herzen ein wenig öffnen kann. Das ist die Aufgabe, die ich mir jeden Tag stelle, jeden Tag. Das ist der Grund, warum ich Musik komponiere.

 

 

Liliom

 

Oper von Johanna Doderer. Text von Josef E. Köpplinger. Frei nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Ferenc Molnár.

Premiere am 23.02.2019

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© Maria Frodl