Bohème im Café

   Blogbeitrag

In Puccinis La Bohème gehen Mimì und Rodolfo trotz schmaler Kasse ins Café. Wir schicken die Sopranistin Marie Smolka und den Tenor Attilio Glaser auf ihren Spuren ins La Pausa zu Espresso Doppio und sardischem Bier.

Früher ging man ins Café, um für den Preis von einem Verlängerten für ein paar Stunden in einer geheizten Stube zu sitzen. Heute hält man sich dort eher zum Vergnügen auf. Warum geht ihr ins Café?

Attilio Glaser Um meine Rollen zu lernen und weil ich Kaffee mag. Außerdem schaue ich mir gerne Menschen an.
Marie Smolka Ja, ich kann im Café auch besser lernen. Man beobachtet die Leute, schweift mit den Gedanken ab, schaut wieder in die Noten … Außerdem beschwört die Caféhauskultur in Österreich für mich eine alte Zeit herauf.

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Maria Smolka © Martin Repplinger

Mit welcher Opernfigur würdet ihr gerne mal ins Café gehen? Wer bestellt was? Und wer zahlt?

Marie Smolka Ich würde mit Salome oder mit Emilia aus Die Sache Makropoulos gehen. Emilia bestellt einen Cognac, Salome Matcha-Tee und ich einen Riesling oder Gewürztraminer. Bezahlen tue dann ich.
Attilio Glaser Ich glaube, ich würde Susanna aus Mozarts Figaro fragen. Rein freundschaftlich. Die ist auf Zack und hat sicher viel zu erzählen. Sie trinkt einen Espresso Macchiato, ich bestelle ein sardisches Bier und biete ihr an, zu zahlen. Wahrscheinlich nimmt sie das an und sagt: «Nächstes Mal dann ich.»

In «La Bohème» geht es viel um Armut: die Zwänge und Freiheiten, die am Geld oder am Fehlen von Geld hängen. Wie steht ihr zu euren Finanzen?

Marie Smolka Ich glaube, Freiheit hat nur zum Teil mit Geld zu tun. Es hilft, welches zu haben, aber letztlich muss man sie selber wählen. Jedenfalls habe ich mich nie ans Geld gekettet. Dafür ist es mir zu wichtig, frei zu sein. 
Attilio Glaser Wenn man diesen Beruf wählt, geht man bewusst das Risiko ein, vielleicht nicht davon leben zu können. Ich hatte immer das Glück, dass es mir gut ging. Vielleicht denkt man aber anders über diese Dinge, wenn man weniger privilegiert ist.

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Attilio Glaser © Simon Pauly

Ins Café zu gehen hat etwas mit Lebenskunst zu tun. Wie genießt ihr das Leben?

Marie Smolka Für mich sind Reisen ein großes Stück Lebensqualität. Andere Kulturen kennenzulernen, neue Perspektiven, neue Erfahrungen zu sammeln – und dann vor diesem Hintergrund das eigene Leben zu Hause ganz anders betrachten zu können.
Attilio Glaser Ich hoffe, das ist keine zu simple Antwort, aber ich esse unheimlich gern.

Gibt es einen ganz besonderen Ort, an dem ihr schon mal Kaffeetrinken wart?

Attilio Glaser Im Bonanza in Berlin Kreuzberg. Da geht man an einem Streichelzoo vorbei in einen typischen Berliner Innenhof und sitzt dann an diesem wunderschönen Ort, wo sie einen extrem guten Kaffee zelebrieren.
Marie Smolka In London gibt es einen Zirkuswagen, der auf einem Friedhof steht. Man kann dort Tee oder Kaffee bestellen und spaziert dann zwischen moosüberwachsenen, uralten Gräbern vor einer gotischen Kirche herum. Sehr englisch!

FRAGEN Katharina Duda
BILDER Martin Repplinger & Simon Pauly


LA BOHÈME

Oper in vier Bildern von Giacomo Puccini

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