Elektra - ein Abschied von Johannes Reitmeier

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Elf erfolgreiche Jahre

Mit Ende der Saison 2022.23 verlassen Intendant Johannes Reitmeier und sein Team das Tiroler Landestheater. Nicht aber, ohne sich mit einer furiosen Operninszenierung von seinem treuen Innsbrucker Publikum zu verabschieden. Die Wahl fiel auf Elektra, das packenden Meisterwerk aus der Feder von Richard Strauss.

Ein menschliches Drama – herausgelöst aus dem Mythos

„Wir müssen uns den Schauer des Mythos neu schaffen. Aus dem Blut wieder Schatten aufsteigen lassen“, notierte der Dichter Hugo von Hofmannsthal 1903 im Zuge seiner Arbeit an seinem Schauspiel Elektra. Es war sein Ziel, ausgehend von der Sophokles’schen Vorlage die Tiefendimension des Mythos neu auszuloten und das Menschliche wieder an die Oberfläche zu holen. Und so entstand das scharf gezeichnete Psychogramm einer dysfunktionalen Familie, in dessen Zentrum die mykenische Königstochter Elektra steht. Sie will den Mord an ihrem Vater Agamemnon gerächt sehen und ersehnt dafür die Rückkehr ihres Bruders Orest. Dieser soll die Blutrache an ihrer Mutter Klytämnestra und deren Geliebten Ägisth, den Mördern Agamemnons, vollziehen.

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In Richard Strauss fand Hofmannsthal seinen kongenialen Partner, der in der Lage war, die psychologischen Schichten und Abgründe dieses Dramas musikalisch in aller Schärfe auszuleuchten: Um seelische Grenzbereiche spürbar werden zu lassen, stieß dieser auch musikalisch in Grenzbereiche vor.

„Allen Familienmitgliedern mangelt es hier an
Bereitschaft, sich vom eigenen Standpunkt zu entfernen.
Die Gräben sind unüberwindbar und bleiben es.“

Johannes Reitmeier, Regisseur

Vom Erinnern und Beharren

Für Regisseur Johannes Reitmeier spielt das Motiv des Erinnerns und Beharrens in seiner Konzeption eine zentrale Rolle. So haben sich er und Bühnenbildner Thomas Dörfler für ein leeres Schwimmbecken als Schauplatz der Vorgänge entschieden, das „durchaus an ein Mausoleum erinnert“, so Reitmeier. „Agamemnons Tochter hat sich in ständigem Gedenken an ihren ermordeten Vater an einen Erinnerungsort zurückgezogen, den sie mit einer geradezu mythischen Bedeutung auflädt. ‚Sie schlugen dich im Bade tot […] und das Bad dampfte von deinem Blut […]‘ heißt es in Elektras Auftrittsmonolog. Und für diesen Schauplatz haben wir uns entschieden: ein leeres Schwimmbecken, kalt, abweisend und doch an den Prunk vergangener Zeiten erinnernd.“

Für die Rolle der Klytämnestra konnte das Tiroler Landestheater mit Angela Denoke eine Sopranistin von Weltrang und sehr erfahrene Strauss-Interpretin gewinnen. Erst 2022 debütierte sie in dieser Rolle an der Pariser Oper, nun singt sie diese Partie in Innsbruck.

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© Birgit Gufler

Ein Abend für Johannes Reitmeier

Unter dem Titel „Auf Wiedersehn, leb wohl“ findet am 13. Juni 2023 im Großen Haus des Tiroler Landestheaters ein Abschiedsabend in Zusammenarbeit mit dem Land Tirol und der Stadt Innsbruck statt, zu dem das Publikum herzlich eingeladen ist. Zählkarten für dieses Ereignis sind ab Anfang Juni erhältlich.



ELEKTRA

Tragödie in einem Aufzug
Musik von Richard Strauss

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„Auf Wiedersehn, leb wohl“

Ein Abend für Johannes Reitmeier

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