«Ich würde jederzeit wiederkommen!»

   Blogbeitrag

Der ehemalige Tänzer Gaj Žmavc ist als Assistent des international erfolgreichen Choreografen Edward Clug tätig. In dieser Funktion studiert er dessen Choreografien für zahlreiche internationale Tanzcompagnien ein. So auch in Innsbruck. Mit dem Tanzensemble des Tiroler Landestheaters erarbeitete er die Stücke Stabat Mater und Les Noces, die als Doppelabend am 9. März im Großen Haus zur Premiere kommen. Der Choreograf selbst ist dann in der letzten Woche vor der Premiere anwesend und gibt Žmavc’s Einstudierung für die Innsbrucker Version den letzten Schliff.

Gaj, du warst 18 Jahre lang Tänzer beim Slowenischen Nationalballett in Maribor unter der Leitung von Edward Clug. War er somit der einzige Tanzdirektor deiner Karriere?

Gaj Žmavc Ja. Als ich zum Ensemble kam, leitete Edward die Compagnie bereits. Es war die Zeit, in der seine internationale Karriere begann, nachdem er in Slowenien und auf dem Balkan bereits etabliert war. Wir tourten ausgiebig durch die ganze Welt und traten bei einigen der größten Tanzfestivals und in den wichtigsten Häusern auf. Es war eine sehr schöne Zeit, und im Ensemble waren wir sehr verbunden. Deshalb bin ich wohl so lange dort geblieben.

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Wie kamst du zur Position des Assistenten von Edward Clug?

Ich kam als Tänzer irgendwann an den Punkt, an dem ich mir Gedanken um die Zukunft machen musste, da die tänzerische Laufbahn begrenzt ist. Das war zu jener Zeit, als Edward immer erfolgreicher wurde und somit auch mehr zu tun hatte und nicht überall gleichzeitig sein konnte. Daher entschloss er sich, mir seine Arbeit anzuvertrauen. Das kam uns also beiden entgegen. Und ich kann sagen, dass ich seine choreografische Handschrift und seine Bewegungssprache wirklich gut kannte – sowie auch ihn als Person. Wir hatten und haben eine enge Beziehung und schätzen einander sehr.

«Es ist grundlegend, zu wissen, was er als Choreograf mag
und was nicht, um seine Arbeit auf die Tänzer:innen zu übertragen.»

Gaj Žmavc, Choreografie-Assistent

Hast du die beiden Stücke, die du in Innsbruck mit dem Ensemble erarbeitest, selbst getanzt?

Stabat Mater habe ich unzählige Male getanzt – es war eines meiner Lieblingsstücke. Les Noces entstand vor gut zehn Jahren als Auftragswerk für das Königliche Ballett Flandern in
Antwerpen – ich selbst habe das Stück nie auf der Bühne getanzt. Vorletzte Spielzeit fragte Edward mich an, ob ich Les Noces zusammen mit seiner Interpretation von Le sacre du printemps für das eigene Ensemble in Maribor einstudieren möchte. Ich musste die Choreografie also erst mal selbst lernen.

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Hier in Innsbruck ist es das zweite Mal, dass ich das Stück einstudiere. Sowohl Stabat Mater als auch Les Noces sind sehr typische Edward-Clug-Choreografien. Musikalisch unterscheiden sie sich jedoch ziemlich. Während Pergolesis Umsetzung von Stabat Mater sehr melodisch, weich und sanft ist, fordert uns Strawinsky mit seiner kniffligen Struktur und rhythmisch eher komplizierten Musik von Les Noces heraus.

Du bist seit dieser Spielzeit Leiter des Litauischen Nationalballetts in Vilnius. Trotzdem arbeitest du nach Möglichkeit nach wie vor für Edward Clug. Wie bringst du das alles unter einen Hut?

Das ist natürlich eine Herausforderung und auch ganz schön anstrengend. Aber ich liebe das Reisen, und die Tätigkeit an verschiedenen internationalen Theatern öffnet mir auch die Türen für meine eigenen Choreografien. Solange die Kraft reicht, dies alles zu verbinden, möchte ich weitermachen.

«Ich erlebe hier eine wirklich tolle Zeit in einem freundlichen,
entspannten Umfeld. Ich würde jederzeit wiederkommen!»

Gaj Žmavc, Choreografie-Assistent

Du hast Stücke von Edward Clug in Kanada, Polen und Litauen sowie in deutschen Städten wie Leipzig, Wiesbaden und Darmstadt auf die Bühne gebracht. Was sagst du zur Zusammenarbeit mit unserem Tanzensemble in Innsbruck?

Innsbruck wird auf jeden Fall eine meiner schönsten Erinnerungen werden. Erstmal ist es eine wundervolle Stadt, der erste Eindruck war bereits sehr stark. Dazu ist das Theater
großartig ausgestattet und toll renoviert. Und dann natürlich das Ensemble: Obwohl die Tänzer:innen noch ziemlich jung sind, sind sie sehr fleißig und dazu unterschiedlich und äußerst vielseitig. Sie werden einen sehr, sehr guten Job machen. Mit der Trainings- und Probenleiterin Jacqueline Lopez sind sie in guten Händen für die Zeit nach der Premiere, wenn ich nicht mehr hier bin. Kurz gesagt: Ich erlebe hier eine wirklich tolle Zeit in einem freundlichen, entspannten Umfeld. Ich würde jederzeit wiederkommen!

TEXT Stefan Späti
FOTOS Amir Kaufmann

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STABAT MATER & LES NOCES

Tanzstücke von Edward Clug mit Musik von Giovanni
Battista Pergolesi und Igor Strawinsky

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