Zwischen Rache und Gerechtigkeit

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Sein oder Nichtsein, handeln oder nicht handeln?

Es ist eine Geschichte voller Verschwörungen, Täuschungen, und Spitzeleien: Hamlet, Prinz von Dänemark, wird vom Geist seines Vaters verfolgt und aufgefordert, den Mord zu rächen, den der eigene Bruder an ihm begangen hat. In seinem Versuch, Vergeltung zu üben, verliert sich der Held in Zweifeln und Zögern, die am Ende in die Katastrophe führen. Weniger die Rachetragödie, sondern das Vererben von Gewalt und Traumata in Hamlet stehen im Fokus der renommierten Regisseurin Amélie Niermeyer in Co-Regie mit Jana Vetten: Wie kann der ewige Kreislauf des Terrors durchbrochen werden? Wo werden in den Figuren psychologische Ursachen für die Brutalität der Handlungen gefunden?

„Alle Charaktere werden tiefgreifend ausgeleuchtet, wir gehen deren Absichten auf den Grund und suchen nach ihrem Platz im System“, erklärt Niermeyer.

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William Shakespeares Hamlet zählt zu den faszinierendsten Charakteren der Weltliteratur: In Monologen zweifelt er ständig an sich und an der Wirklichkeit, überspielt seine Zerrissenheit mit Humor und Scharaden. Der Prinz schwankt in seinem existentiellen Dilemma zwischen Denken und Handeln, Vergangenheit und Zukunft.

„Hamlets Versuch, sich von den Konflikten von gestern
zu befreien, ist etwas, das wir auch heute noch täglich sehen.
Die Vergangenheit holt uns mit Krieg und Klimakrise ein,
und wir müssen einen Weg finden, damit umzugehen.“

Amélie Niermeyer, Regisseurin

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Musikalische Gitarrenbegleitung aus Missouri

Die Inszenierung am Tiroler Landestheater in Kooperation mit dem Mozarteum Salzburg verbindet in der musikalischen Begleitung von dem aus Missouri stammenden Ian Fisher amerikanischen Folk und Popmusik, die die Handlung befeuert. Niermeyer und Vetten bringen zwei Welten auf eine Bühne, auf der Raum und Zeit aus den Fugen geraten: Der Boden unter den Füßen der Figuren wird im Laufe der Handlung sukzessive steiler. Die Luft wird dünner, die Charaktere sind gehetzt und getrieben, drohen in den (Orchester-)Graben zu stürzen, in dem der Totengräber bereits auf seine Opfer wartet.

In einem Fechtkampf spitzt sich die Tragödie schließlich zu und kommt zum blutigen Ende. Zum Schluss bleibt nur noch Horatio, Hamlets treue Freundin, als letzte Hoffnungsträgerin, die inmitten des Desasters die Chance auf den Ausbruch aus dem Gewaltkreis sieht.

Text: Johanna Muro

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Hamlet

Tragödie von William Shakespeare.
In Kooperation mit Universität Mozarteum Salzburg
Das Thomas Bernhard Institut

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