Nachdem Sergej Prokofjews Die Liebe zu den drei Orangen die neue Musiktheatersaison fabel- und märchenhaft eröffnet hat, widmet sich auch das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck im 2. Symphoniekonzert dem Thema Märchen.
Mit einer «Legende für Orchester» des norwegischen Komponisten Johan Svendsen bringt der junge, aufstrebende Dirigent Christian Blex ein Stück aus seiner Wahlheimat Norwegen mit. Christian Blex studiert zurzeit Orchesterdirigieren an der Norwegian Academy of Music in Oslo und ist Mitglied des norwegischen Dirigentløftet. Seit September 2022 ist er Dirigier-Stipendiat der renommierten Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker und assistiert seit der Saison 22/23 Kirill Petrenko, dem Chefdirigenten und künstlerischen Leiter der Berliner Philharmoniker.
In Meisterkursen, Konzerten und anderen Projekten dirigierte er außerdem Orchester wie das Gewandhausorchester Leipzig, das Stavanger Symphonie Orchestra, das Trondheim Symphonie Orchestra, die Bergischen Symphoniker und die Jenaer Philharmonie. In Zorahayda mischen sich norwegische Volksmelodien mit der Geschichte einer maurischen Prinzessin und ihrer Liebe zu einem christlichen Ritter, die wiederum auf der Erzählung The Legend of the Rose of the Alhambra des amerikanischen Schriftstellers Washington Irving basiert. Eine echte musikalische Rarität von Johan Svendsen, der im Schatten seines berühmten Kollegen und Landsmannes Edvard Grieg komponierte. Mit Alexander Zemlinskys sinfonischer Dichtung Die Seejungfrau, die sich auf Hans Christian Andersens Die kleine Meerjungfrau bezieht, geht es märchenhaft weiter. Der gebürtige Wiener und Mahler-Zeitgenosse Zemlinsky bediente sich hier einer sagenhaft schillernden Instrumentierung und schuf ein fesselndes Wechselbad der Klänge, von zart-schwelgerischen Tönen der Solovioline bis hin zu opulenter, film(musik) reifer Dramatik. Doch bevor das TSOI unter der Leitung von Christian Blex musikalisch in die Tiefen des Meeres eintaucht, wartet ein weiterer Höhepunkt des Konzerts: Robert Schumanns Cellokonzert in a-Moll.
Klingendes Psychogramm
Schumanns Cellokonzert berührt nicht nur, es gab auch das eine oder andere Rätsel auf, wie zum Beispiel: Ist im zweiten Satz wirklich ein Liebesgeständnis an Clara versteckt? Oder: Ist das auf manche «skurril» wirkende, kapriziösvirtuose Finale tatsächlich auf die beginnende Verwirrtheit – als Folge seiner Syphilisinfektion – zurückzuführen? Eines ist jedenfalls sicher: Schumanns einziges Cellokonzert besticht mit Intensität und Emotionalität!
Unser Gastsolist, der Augsburger Maximilian Hornung, beschreibt das Werk als anrührendes «Psychogramm vom Innersten des Komponisten», das obendrein auch noch packend ist, «wie ein Buch, das man nie aufhört zu lesen». Maximilian Hornung wurde im Alter von nur 23 Jahren erster Solocellist des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und zählt inzwischen längst zu den führenden Cellist:innen seiner Generation. Er konzertiert mit so renommierten Klangkörpern wie dem London Philharmonic Orchestra, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Orchestre National de France, den Wiener Symphonikern oder dem Swedish Radio Symphony Orchestra; außerdem ist er regelmäßig zu Gast auf Podien wie den Philharmonien in Berlin, Köln und Essen, dem Wiener Musikverein, dem Concertgebouw Amsterdam und der Londoner Wigmore Hall.
TEXT Johanna Muschong