Was ist ein Livehörspiel?

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Das Volksstück Die Bergbahn von Ödön von Horváth wird ab dem 24.11. im [K2] als Livehörspiel aufgeführt. Nachfolgend lesen Sie, weshalb sich diese Umsetzung für den Stoff mit starkem Tiroler Bezug eignet und was es mit einem Livehörspiel auf sich hat.

Die Errichtung der Seilschwebebahn von Ehrwald auf die Zugspitze (Eröffnung im Juli 1926) galt damals als eines der kühnsten Bahn-Bauprojekte weltweit. Lose basierend auf wahren Begebenheiten erzählt das Stück den dramatischen Verlauf rund um das ehrgeizige Projekt, das unter Zeitdruck bei extremen Wetter- und Naturbedingungen umgesetzt werden musste. Außerdem wird der Klassenkampf zwischen Kapital und Arbeitskraft thematisiert. Auch heute noch, knapp 100 Jahre später, ist dieser Kampf durch den Einsatz schlecht bezahlter Arbeitskräfte mit wenig Sicherheit zugunsten von preiswerten Produktionsprozessen aktuell. Horváth baute in seinem Stück einen intensiven Spannungsbogen, der in einem stürmisch-mörderischen Showdown endet.

Livehörspiel als Raum für Assoziationen

Das Theater lebt in der Regel vom Zusammenspiel aus visueller und akustischer Ebene. Das Publikum sieht Bilder und hört dazu Text oder Musik, die im besten Fall miteinander verschmelzen. Bei einem Livehörspiel liegt der Reiz darin, eine akustische Ebene zu schaffen, ohne dass die visuelle dazu bedient wird. Das öffnet einen großzügigen Raum für Assoziationen.

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Die Beteiligten sprechen zwar Texte, leihen den Figuren ihre Stimmen und erzählen uns eine Geschichte. Spielerische Mittel wie Requisiten, einzelne Interaktionen oder Kostüme werden jedoch zurückhaltend eingesetzt, ein Bühnenbild im herkömmlichen Sinn gibt es nicht. Dagegen nimmt die akustische Ebene beim Livehörspiel volle Fahrt auf. Die Livemusik und vor Ort entstehende Geräusche schaffen eine intensive Atmosphäre – sei es das Zuschlagen einer Tür, Donnergrollen oder Wind, der um die Ecken zischt. So wird der Raum zum Schauplatz der Geschichte. Wer die Augen schließt, könnte sich tatsächlich auf dem Gipfel der Zugspitze wiederfinden – bei Einbruch der Dunkelheit, Kälte, Sturm und Schneetreiben.

Klangaffines Produktionsteam

Der Schweizer Regisseur Jonas Knecht widmet sich mit Vorliebe Formaten, die starke akustische Welten eröffnen. Als studierter Elektrotechniker – ein Studium, das er vor seiner Theaterausbildung absolvierte – versteht er es, ausgeklügelte technische Komponenten mit dramaturgisch-ästhetischen zu verbinden. Mit dem Komponisten und Musiker Albrecht Ziepert steht ihm ein vielfältiger Sounddesigner zur Seite, der kleinste Geräusche hörbar machen und durch den Raum wandern lassen kann. Maßgeblich unterstützt wird das klangaffine Duo vom Innsbrucker Musiker Chris Norz, der bei den Vorstellungen live dabei sein wird. Neben der musikalischen Untermauerung transformiert er Geräusche über einen Rhythmus in Musik und kann so auch die Texte der Sprecher:innen jederzeit aufnehmen und im Raum weiterklingen lassen.

TEXT Stefan Späti

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DIE BERGBAHN

Livehörspiel nach dem Volksstück von Ödön von Horváth

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