Organspenden und andere Liebesfragen

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Wie weit darf Liebe gehen? Im Stück des Vorarlbergers Stefan Vögel wird sie „auf Herz und Niere“ getestet. Thorsten Danner inszeniert Die Niere in den Kammerspielen des TLT mit viel Freiraum für die Fantasie der Schauspieler*innen.

„Doktor Adler sagt, ich brauche eine neue Niere.“ Mit dieser Ankündigung konfrontiert die Pilates-Trainerin Kathrin eines Abends ihren Mann Arnold. Einzig eine Lebendspende helfe ihr und Arnold wäre ein geeigneter Spender. Der Architekt zögert, denn er ist völlig überfordert. Für Kathrin liegt der Grund für Arnolds Bedenken auf der Hand: Er liebt sie nicht mehr.

Am gleichen Abend kommen Diana und ihr Ehemann Götz zu Besuch. Obwohl das Thema Nierenspende geheim bleiben sollte, wird es nicht nur zum Thema, sondern letztlich zur Probe sowohl für die Liebe zwischen Kathrin und Arnold als auch für die Freundschaft zwischen den beiden Ehepaaren. Denn Götz bietet Kathrin ganz selbstverständlich seine Niere an. Damit ist Arnold wiederum auch nicht einverstanden.

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Ein Stück Tragödie in der Komödie

Jede Komödie trägt stets auch ein Stück Tragödie in sich. Nicht anders ist es bei der Niere. Bringt das Stück, das den Titel eines Entgiftungsorgans trägt, doch genau das in Bewegung: einen Reinigungsprozess. Für Regisseur Thorsten Danner wäre eine Komödie ohne ernsten Inhalt lediglich Ulk. Aber wie inszeniert man einen ernsten Inhalt in Form einer Komödie am besten? Danner: „Ich gebe den Schauspieler*innen größtmögliche Freiheit. Sie sind die Expert*innen. Sie sind die Komiker*innen! Wenn die Schauspieler*innen selbst nicht lustig finden, was sie machen, wird es niemand lustig finden.“

In diesem Sinne nimmt der Regisseur, was er von „seinen“ Schauspieler*innen geschenkt bekommt, und animiert sie dazu, so fantasievoll und dreist wie möglich zu sein. „Ich schleife dann lediglich am Rhythmus und an den Feinheiten und stimme quasi die Dosierung ab“, erklärt Danner seine Arbeitsweise. Was er selbst lustig finde, könne er auch dem Publikum zumuten, ist der Regisseur überzeugt: „Eine Komödie ist immerhin das mutigste Genre.“

Was Frank Walter-Steinmeier für seine Frau
tat, ist eben keine Kleinigkeit. Die Nierenspende
des deutschen Bundespräsidenten an seine
Frau brachte die Idee zum Stück.

Überraschendes Ende

Der Autor Stefan Vögel, ein gebürtiger Vorarlberger, hat großes Geschick darin bewiesen, ein ernstes Thema sprachlich in die Form einer Komödie zu gießen. Thorsten Danner ist überzeugt vom Stück und wünscht sich, dass das Publikum viel zu lachen hat: „Und dass nach der Aufführung noch einige Fragen weiter debattiert werden.“ Dessen kann Danner sich wohl gewiss sein. Denn der Ausgang des Stücks ist ein überraschender. Selbst der Regisseur hat so manches aus dem Stück mitgenommen: „Nicht nur erfrischende Erfahrungen mit hervorragenden Schauspieler*innen, sondern auch, dass es gut ist, wenn einem im Leben manche Zwickmühlen erspart bleiben.“

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Text: Gabriela Stockklauser
Fotos: Birgit Gufler


Die Niere

Komödie von Stefan Vögel

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