Was ist schön? Was ist Schönheit wert? Inspiriert vom einzigen Roman des irischen Schriftstellers Oscar Wilde präsentiert sich das deutsch-britische Künstler:innenkollektiv Gob Squad von einer vulnerablen Seite: Was passiert mit uns auf der Bühne?
Die Künstler:innen des Gob Squad Arts Collective, die seit fast 30 Jahren die Theater der Welt bespielen, sind in einem Alter angekommen, das sie getrost als middle aged bezeichnen, und noch besteht kein Verlangen danach, die Bühne zu verlassen. In Creation (Pictures for Dorian) treffen sie auf eine Gruppe lokaler Performer:innen der teils älteren und teils jüngeren Generation. Mit dem Ziel, gemeinsam in und hinter den Spiegel der Eitelkeiten zu blicken, setzen sie sich gegenseitig in Szene und entwerfen Bilder zu Fragen von Schönheit, Moral, Altern und Macht – und hinterfragen, warum sie alle den Blick der Öffentlichkeit so sehr begehren.
Ausgangspunkt: ein Roman
Der Roman Das Bildnis des Dorian Grey schlug bereits kurz nach seiner Entstehungszeit Wellen. Eine Hauptfigur, welche sich ihre Schönheit erhalten will und dafür das eigene Porträt an ihrer statt altern lässt, kann nur einem schlechten Ende entgegen gehen: So stirbt Dorian Grey schlussendlich als alter Mann durch die eigene Hand, um dem Verfall endgültig ein Ende zu setzen.
«Den Zuschauer,
nicht das Leben, zeigt
die Kunst im Spiegelbilde.»
Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Grey
Die Erzählung über den narzisstischen Hedonismus von Dorian Grey und seinen unvermeidlichen Untergang schien unser bio-politisches Zeitalter vorauszuahnen, in welchem wir mittlerweile in der Lage sind, unsere Identitäten und Körper mit entsprechenden Medikamenten und Hormonen beliebig zu gestalten, zu manipulieren und wie ein Designobjekt zu formen – der Körper als ultimatives Artefakt der kapitalistischen Lebensphilosophie.
Etwas von Dorian Grey steckt sicher in vielen von uns – aber wohin damit, wenn wir nicht mehr im Rampenlicht stehen? Wenn uns keiner mehr sieht, sind wir dann überhaupt noch da?
Drei Generationen im Scheinwerferlicht
Dieser Verfall und das Altern auf der Bühne interessierte die siebenköpfige Künstlergruppe, welche seit 1994 Performancetheater macht. Dafür holen sie sich zwei weitere Generationen auf die Bühne: die Daisies, junge Menschen zwischen 16 und 25, welche am Beginn ihrer Bühnenlaufbahn stehen, sich ausprobieren und präsentieren wollen, und die Roses, Menschen ab knapp 70, welche ein langes Leben auf der Bühne gelebt und sich gezeigt haben. Was erzählen diese drei Generationen über die Bühne, die Schönheit, den Körper, den Verfall?
