
Zur kalten Jahreszeit bringt das Tiroler Landestheater mit dem Kult-Musical Hair Sonnenschein auf die Große Bühne!
Hair erzählt die Geschichte des «Tribe» – einer Gruppe junger Menschen, die gegen Krieg, Rassismus, Autorität und traditionelle Werte rebelliert. Sie suchen ihre eigene Identität und erkunden ihre sexuelle Freiheit. Gemeinsam zelebrieren sie das Leben, nehmen Drogen und feiern die freie Liebe. Der träumerische Claude Hooper Bukowski stößt zu ihnen. Er wurde zur Musterung einberufen, denn es herrscht Krieg in Vietnam. Doch sein Patriotismus gerät immer mehr ins Wanken und schließlich ist er zerrissen zwischen seinen individuellen Freiheitswünschen und den Erwartungen einer normativen Gesellschaft.
Hair ist ein Protestschrei, eine mystische und rauschartige Wirklichkeitsflucht – eine Gemeinschaftsutopie. Ich liebe die grenzgenialen Songs seit meiner Jugend. Sie sind voll Power und Melancholie. Unser Abend könnte eine künstlerische Antwort auf den Sinn des Lebens sein, ohne Hierarchien, Rassismus und Diskriminierungen!

Als erstes Rock-Musical (Musik Galt MacDermot), welches erfolgreich aus der Off-Broadway Szene an den Broadway kam und dort 1968 zur offiziellen Uraufführung gebracht wurde, definierte Hair das Musical-Genre neu. 1965 hatten die beiden Schauspieler James Rado und Gerome Ragni begonnen, Texte zu schreiben, um die Euphorie auf den Straßen und Parks der Hippie-Areas (wie dem East Village in New York) einzufangen.
«Auf einmal waren da diese Kids, die sich anders kleideten und ihre Haare lang trugen.»
sagte Co-Autor Rado in einem Interview über diese Zeit. «Sie liefen mit Blumen durch die Straßen, waren zugänglich und freundlich.» Es wurden alternative, spirituelle Lebensweisen (durchaus auch mit bewusstseinserweiternden Mitteln) auf «Human Be-Ins» gefeiert. Dabei steht der Terminus für eine sprachspielerische Abwandlung von «Human Being». Die Veranstaltungen wären heute wohl vergleichbar mit Festivals, wie etwa dem Burning Man Festival in der Wüste Nevadas.

Hair verkörpert vermutlich wie kein anderes Musical das Lebensgefühl und die Stimmung der Jugend in den 60er-Jahren. Es spiegelt den Vietnamkrieg, das Peace-Movement und die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen wieder. 1967 fand in Washington die bis dahin größte Antikriegsdemonstration statt und der «Friedenspräsident» Lyndon B. Johnson geriet zunehmend unter Druck. Der Historiker Rolf Steiniger beschreibt den Vietnamkrieg als den «ultimative[n] Albtraum der Amerikaner, der die Nation so stark spaltete wie nichts mehr seit dem Bürgerkrieg hundert Jahre zuvor.» Der Albtraum einer Nation im Krieg wird in Hair offenbar, doch auch die Willensstärke der jungen Menschen diesem ein Ende zu setzen.
Bis heute hat Hair nichts an Aktualität verloren. Die Suche nach globalem Frieden und einer harmonischen Zukunft, in der die Menschen untereinander und mit der Natur in Einklang leben, hält an. In diesem Sinne: Let the sunshine in!