Die renommierte österreichische Schauspielerin Birgit Minichmayr begibt sich auf die Spuren von Lotte Lenya, der Frau, die Kurt Weill und Bert Brecht ihre Stimme schenkte. Sie interpretiert die bekannten Lieder mit ihrem eigenen rauen Timbre und in einem ungewöhnlichen Setting – der gewaltigen Bilderwelt des Tiroler Medienkünstlers Herwig Weiser. Wir treffen uns im Innsbrucker Café Central auf ein Gespräch zwischen den Proben.
Irene Girkinger Hofmannsthal hat gesagt, man geht zum Arbeiten ins Café, um das Schwerste nicht allein zu tun. Was machst du am liebsten im Kaffeehaus?
Birgit Minichmayr Leute beobachten und Kaffee trinken. Es ist wirklich erstaunlich, was für voyeuristische Züge ich annehmen kann an diesem Ort. Völlig schleierhaft ist mir aber, dort den Fokus auf Arbeit zu legen beziehungsweise die Konzentration dafür im Kaffeehaus aufzubringen. Aber ich war immer schon leicht abzulenken … Ich bin bei der Arbeit gern allein, auch wenn das paradox klingt bei meinem Beruf.
Lotte Lenya hat Weill und Brecht in die Bar geschickt und kommt mit uns ins Café Central. Worüber sprechen wir?
Über das Vermächtnis Weills wahrscheinlich. Und ich würde sie fragen, warum die Weill-Erben ähnlich wie die Brecht-Erben so streng sind.
„Überall, wo diese Frau
aufschlug, schlug sie ein
wie ein Komet.“
Birgit Minichmayr über Lotte Lenya
Und wer bezahlt unsere Rechnung?
Schon immer, schon als Jugendliche wusste ich, dass an erste Stelle noch vor der Wahl des Berufs die finanzielle Unabhängigkeit steht. Daher bezahle ich gerne selber. Aber danke, wenn man mich einladen möchte!
Was fasziniert dich an Lotte Lenya?
Überall, wo diese Frau aufschlug, schlug sie ein wie ein Komet. Unnachahmlich ihr Zugang zum Schauspiel, aber auch zum Gesang. Herrlich trocken, nie im Kitsch und doch so mitreißend im Gefühl.
SING ME NOT A BALLAD
Auf den Spuren von Brecht & Weill: Birgit Minichmayr gibt Lotte Lenya.