Wiedersehen macht Freude

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Wiedersehen macht Freude. Wie oft, verehrtes Publikum, haben wir diesen viel bemühten Satz beinahe achtlos, zumeist mit ironischem Beiklang, vor uns hingesprochen. Erst in Zeiten, die persönliche Begegnungen zur Seltenheit werden ließen, ist uns seine eigentliche Bedeutung wieder bewusst geworden.

Umso größer und ehrlicher ist nun die Freude, dass wir ab dem 19. Mai unsere Spielstätten endlich wieder für Besucherinnen und Besucher öffnen dürfen. Wir haben uns in der Zwischenzeit natürlich gut vorbereitet. In den folgenden Wochen können Sie mit insgesamt acht Produktionen und einer Reihe von Konzerten noch einen Ausschnitt unseres Programms erleben. Von der Tango-Oper zum klassischen Schauspiel, von der musikalischen Komödie zum zeitgenössischen Drama, vom Liederabend zum symphonischen Programm – die künstlerische Bandbreite ist groß, aber die Gelegenheiten bis zum Saisonende sind rar. Nutzen Sie die Gunst der Stunde zu einem Vorstellungsbesuch!

Dass wir nur noch eine einzige Premiere an dem dafür vorgesehenen Termin herausbringen können, ist sicher ein Wermutstropfen. Dennoch freue ich mich besonders auf diese Produktion, weil ich nach langer Zeit wieder inszenierend tätig werden darf. Vor 32 Jahren durfte ich dem Stück als junger Regisseur erstmals begegnen – jetzt schließt sich ein Kreis. Benjamin Brittens The Rape of Lucretia, die am 19. Juni in den Kammerspielen herauskommen soll, gilt als eine der bedeutendsten Kammeropern des 20. Jahrhunderts.

Neben dem tiefen Eindruck, den die musikalische Seite des Werks hinterlässt, fordert uns auch die Thematik in besonderer Weise heraus: die Vergewaltigung einer Frau im Kontext von Männlichkeitswahn und politischem Machtkalkül. Die auf einem antiken Mythos basierende Handlung geht unter die Haut und ist von schmerzlicher Aktualität. Ihr wollen wir uns stellen.

Liebes Publikum, wir haben Sie lange vermisst, freuen uns auf das besagte Wiedersehen und erwarten Sie mit Ungeduld! Und schauen Sie sich weiterhin auf unserem Streaming-Portal um! Sie werden sehen, es lohnt sich!

Herzlichst
Ihr
Johannes Reitmeier

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