Zu Besuch in der Schneiderei

   Blogbeitrag

Am Theater gibt es viele Berufe, manche auf, viele hinter der Bühne. Hier stellen wir Ihnen Menschen vor, ohne die der Theateralltag undenkbar wäre. Diesmal lief in der Herren- und Damenschneiderei mit Die Liebe zu den drei Orangen alles rund …

Die Ausbildung eine:r Theaterschneider:in mag sich nicht groß von einer «normalen» Schneiderlehre unterscheiden. Aber die Arbeit ist doch sehr speziell. Oder haben Sie schon mal einen Kaktus zum Anziehen bestellt? Oder eine Orange, die sich schälen kann?

Tüfteln an den drei Orangen

Für Die Liebe zu den drei Orangen gab es jedenfalls einiges zu tüfteln. In der Damenschneiderei haben sich die Schneiderinnen Monika Lechner, Karin Handle und Bettina Kofler mit den Kolleg:innen aus dem Malsaal, der Schlosserei und der Tischlerei zusammengesetzt. Denn auf dem üblichen Weg von Kostümabgabe über Stoffauswahl, Zuschnitt, Zusammennähen, Anproben und Änderungen gab es diesmal eine ganz besondere Herausforderung: den komplizierten Mechanismus, mit dem die drei Orangenkostüme nicht nur rund und schön werden, sondern sich an der richtigen Stelle im Stück auch öffnen können, um eine verborgene Prinzessin preiszugeben. Durch die vielen Schnittstellen der Schalen eine heikle Angelegenheit. Aber im Team kommt man schließlich zur perfekten Lösung.

„Zwischendurch kleine Verzweiflungen.
Aber am Ende ist es dann schön.“

Bettina Kofler, Damenschneiderin

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Ein Aufsatz für den Kaktus

In der Herrenschneiderei lag währenddessen ein anderes Großprojekt auf dem Tisch: Wie steckt man einen Sänger in einen überlebensgroßen Kaktus? Insgesamt 120 Arbeitsstunden haben Ines Federspiel, Rebekka Kolhaupt und ihre Kolleg:innen in die große Kaktee investiert, in der Ensemblemitglied Oliver Sailer am Vorstellungsabend in der Wüste steht. Ein echtes Gemeinschaftsprojekt.

Nach einigen Experimenten mit Kabelbinder ist sogar für die stachelige Oberfläche gesorgt: Mit Heißkleber haben die Schneiderinnen 600 Nadeln in den Stoff geklebt. Die Ärmel des Kostüms werden derweil sorgfältig zurechtgeschnitten und unterschiedlich dick ausgeführt, damit die Zweige der Kaktee möglichst unterschiedlich rechts und links aus dem Körper staken – anders als die allzu symmetrischen Arme des Sängers.

„Am schönsten ist für mich, wenn man
fertig wird mit einer Produktion und um sich
herum all die schönen Sachen sieht.“

Monika Lechner, Damenschneiderin

Beim Aufsatz oben auf dem Kopf haben die Schlosser:innen mitgeholfen und ein Drahtgestell angefertigt, über das der oberste Teil des Kostüms genäht werden kann. So wird aus einem 1,85 Meter großen Mann eine 2,50 Meter hohe Kaktee. Gesicht einschneiden, Sänger reinstecken und ab auf die Bühne!

Von Katharina Duda

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DIE LIEBE ZU DEN DREI ORANGEN

Oper in vier Akten und einem Prolog von Sergej S. Prokofjew.

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