Der Kinderchor des Tiroler Landestheaters bringt die fabelhafte Kinderoper Brundibár über Solidarität und Zusammenhalt auf die Bühne.
Wie es begann …
Eine Ausschreibung des tschechoslowakischen Ministeriums für Bildung und Kultur im Jahr 1938 führt dazu, dass der Komponist Hans Krása und der Librettist Adolf Hoffmeister die Oper Brundibár verfassen. Die Geschichte handelt von den beiden Geschwistern Aninka und Pepíček. Sie wollen auf dem Marktplatz Milch für ihre kranke Mutter holen, aber dort angekommen fällt ihnen auf, dass sie kein Geld haben. Als sie sehen, wie der Drehorgelspieler Brundibár mit seiner Musik Geld verdient, kommt ihnen die Idee, dass sie ja auch mit ihrem Gesang etwas verdienen könnten. Doch sie werden vom bösen Brundibár vertrieben. Da eilen ihnen Tiere zu Hilfe. Mit ihren tierischen Freunden, gelingt es Aninka und Pepíček einen Plan zu schmieden und Brundibár vom Marktplatz zu vertreiben.
Mit der Zunahme des Antisemitismus und der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in der damaligen Tschechoslowakei wurde die Aufführung von Brundibár allerdings in den Hintergrund gedrängt. 1942 wurde Krása, wie viele andere Juden und Jüdinnen, nach Theresienstadt deportiert, einem sogenannten «Modellghetto», das von den Nationalsozialist:innen als Propagandainstrument genutzt wurde, um die Welt von der angeblichen «guten Behandlung» der jüdischen Menschen in den Konzentrationslagern zu täuschen.
Brundibár in Theresienstadt
Im Ghetto Theresienstadt wurde Brundibár zu einem der bedeutendsten kulturellen Ereignisse. Die Premiere fand am 23. September 1943 in der Magdeburger Kaserne statt. 55 mal wurde Brundibár insgesamt in Theresienstadt gespielt. Für viele der Kinder, die die Oper aufführten, war dies ein Akt des Widerstands. Inmitten des Leidens und der ständigen Bedrohung von Tod und Zerstörung war die Musik ein Hoffnungsschimmer, der den Überlebenswillen stärkte.
Doch die Nazis wussten sich dieses kulturellen Ereignisses zu bedienen. Brundibár wurde für Propagandazwecke missbraucht: Am 23. Juni 1944 wurde eine Aufführung angeordnet anlässlich der Inspektion des Lagers durch eine Kommission des Internationalen Roten Kreuzes und einen Monat später wurde abermals eine Aufführung abgefilmt, für den Propagandastreifen Theresienstadt – ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet. Kurz darauf – mit den Herbsttransporten nach Auschwitz – kam das kulturelle Leben in Theresienstadt zum Erliegen.
Was bleibt
Die Überlebenden des Ghettos und der Shoah trugen dazu bei, das Erbe von Brundibár lebendig zu halten. Heute – 80 Jahre nachdem der Komponist und viele beteiligte Kinder in Auschwitz ermordet wurden – steht die Oper nicht nur als musikalisches Erbe, sondern auch als Symbol für die Widerstandskraft der Menschlichkeit in Zeiten des Verbrechens und der Verfolgung.
TEXT Sonja Honold