Schumanns einzige Oper: Unterschätztes Juwel

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Intendant Johannes Reitmeier und Chefdirigent Lukas Beikircher brechen eine Lanze für Robert Schumanns selten gespielte Genoveva.

Robert Schumanns Genoveva ist keineswegs der erste Versuch eines unerfahrenen, jungen Komponisten in Sachen Oper, sondern das Ergebnis einer Jahre währenden Annäherung eines längst anerkannten Künstlers an diese Gattung.

Am 25. Juni 1850 in Leipzig mit mäßigem Erfolg uraufgeführt, blieb das Werk Schumanns Sorgenkind und seine einzige vollendete Oper. Bis heute fand das Stück nie den Eingang in den Kanon der viel gespielten Stücke. Auch am Tiroler Landestheater war Genoveva bis jetzt nicht zu sehen. „Zu Unrecht!“, befindet Johannes Reitmeier, der als Regisseur die romantische Oper gemeinsam mit dem Musikalischen Leiter Lukas Beikircher auf die Bühne bringen wird. Beide sind von den Qualitäten von Schumanns einziger Opernkomposition überzeugt. Aus durchaus nachvollziehbaren Gründen.

„Schumann ist einer der ganz Großen.
Und auch die Musik der Genoveva
ist über jeden Zweifel erhaben. “

Lukas Beikircher

„Vergessene“ Werke des Musiktheaters

Für Beikircher ist klar: „Schumann ist einer der ganz Großen. Und auch die Musik der Genoveva ist über jeden Zweifel erhaben. Ich bin sicher, dass wir das Publikum für dieses unterschätzte Juwel gewinnen können.“

Auch Reitmeier teilt diese Begeisterung: „Das Tiroler Landestheater hat sich in den letzten Jahren regelmäßig jener Bühnenwerke angenommen, die nicht zum Kernrepertoire des Musiktheaters zählen. Oft genug zur Freude unseres Publikums! Und auch Genoveva verdient – trotz dramaturgischer Schwächen – unbedingt eine Ehrenrettung.“

Wie so oft stand auch im Fall von Schumanns Erstling das ungelenke Libretto aus der Feder des Komponisten einem dauerhaften Erfolg im Weg. Auch Richard Wagner kritisierte das Textbuch, was bei Schumann allerdings wenig Eindruck hinterließ.

video - Titelbild

Liedhafter Ton statt Grand Opera

Er suchte den weniger auf Effekt abzielenden, schlichteren, gelegentlich auch liedhafteren Ansatz für sein Werk und mied alle Anleihen bei der Grand Opera. Sein Vorbild war Carl Maria von Weber, dessen Euryanthe auch schon Wagners zeitgleich mit Genoveva erschienenem Lohengrin als Vorbild diente.

„Im Zentrum der drei Werke steht eine von patriarchaler Dominanz bedrängte, teils misshandelte junge Frau, die Opfer einer böswilligen Intrige wird“, erläutert der Regisseur. „Auch Genoveva, die sicher als frühes Beispiel einer Femme fragile gelten darf, muss sich in dieser Männerwelt behaupten und sucht – fatalerweise – Zuneigung in einer verbotenen Liebe. Eine Opernhandlung, die durchaus Zündstoff bietet.“ Immerhin stand mit Friedrich Hebbel ein versierter Dramatiker Pate, an dessen gleichnamiger Tragödie sich Schumann orientierte.

Eine poetische Ausstattung

Michael D. Zimmermann hat für das Geschehen eine poetische, aber gleichzeitig auch melancholisch anmutende Ausstattung entworfen, die einerseits die Atmosphäre des Krieges (ein Kreuzzug steht bevor) beschwört, andererseits Genovevas Seelenwelten erlebbar macht.

Text: Patrizia Reppe-Pichler  


Genoveva

Oper von Robert Schumann.
Text vom Komponisten nach Ludwig Tieck und Friedrich Hebbel.

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