Großartige Charakterdarstellerin und faszinierende Frau: „Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand.“ Romys Leben – ein Widerspruch zwischen persönlichem Schicksal und Ausnahmekarriere.
„Filmen – das ist für mich das wahre Leben.“ Romy Schneider verkörperte nach außen die schöne, erfolgreiche Schauspielerin, im Inneren jedoch war sie zerrissen. Von klein auf von ihrer Mutter auf eine Rolle getrimmt, hat sie sich im wahren, realen Leben nicht zurechtgefunden – und ist letztendlich gescheitert.
Tänzerische Herausforderung
Die in Carrara (Italien) geborene Tänzerin Camilla Danesi tanzt mit Romy ihre erste Hauptrolle. „Ich freue mich, dass ich diese Möglichkeit bekommen habe. Es ist schwierig und aufregend zugleich.“ Mit gerade einmal 24 Jahren hat sie die Aufgabe, Romys gesamtes Leben tänzerisch auf die Bühne zu bringen.
„Der erste Part des Tanzstückes, in dem sie noch jung und ein Teenager ist, gestaltet sich leicht für mich. Dann aber muss ich den Blick darauf richten, Reife zu zeigen und eine facettenreiche Frau in einem dramatischen Leben abzubilden, und das ist eine große Herausforderung für mich. Auch wegen ihrer Schicksalsschläge. Ich kann mir ja überhaupt nicht vorstellen, wie es ist, ein Kind zu verlieren – oder verarbeiten zu müssen, dass sich der Ex-Ehemann umbringt. Das ist der schwierigste Teil und deshalb habe ich mich auch bei den Proben ganz speziell darauf konzentriert.“
Ich sehe eine große Ähnlichkeit zwischen
Romy und mir: Wenn ich mir etwas
in den Kopf setze, dann mache ich das
auch – koste es, was es wolle!
Camilla Danesi, Tänzerin
Fluch, Segen und Flucht
Romy Schneider schaffte zwar den Bogen vom „süßen Wiener Mädel“ („Die Rolle der Sissi war Fluch und Segen zugleich“, Zitat Romy Schneider) zur gefeierten Ikone des französischen Films, der Weg war aber beruflich wie privat immer ein steiniger. Von der Mutter und „Daddy“, ihrem Stiefvater, aus monetären Gründen in die liebliche Rolle gedrängt, lernt sie bei den Dreharbeiten zu Christine im Jahr 1958 Alain Delon kennen und verliebt sich in ihn.
Bereits nach Abschluss der Dreharbeiten beschließt sie, nach Paris zu gehen und mit Alain zusammenzuleben. Es gleicht einem Befreiungsschlag aus der Bevormundung durch ihre Mutter und deren zweiten Mann, Hans Herbert Blatzheim. Dennoch: Das Glück ist ihr nicht hold, im Jahr 1963 trennen sich Romy und Alain, nachdem Fotos mit der Schauspielerin Nathalie Barthélemy und Delon veröffentlicht werden. Und auch beruflich hat Romy Durststrecken zu verkraften, dreht aber immer wieder mit namhaften Regisseuren wie etwa Luchino Visconti oder Claude Sautet. Zwischenzeitlich heiratet sie den Regisseur und Schauspieler Harry Meyen, mit dem sie einen Sohn, David Christopher Meyen, bekommt.
Ein halbes Jahr nach der Scheidung von Meyen heiratet sie ihren Privatsekretär Daniel Biasini. Mit ihm hat sie noch eine Tochter, Sarah Biasini. Im April 1979 erhängt sich Harry Meyen, im Juli 1981 stirbt ihr damals 14-jähriger Sohn. Dazu erfährt sie im Mai 1982, dass sie vor einem Schuldenberg steht, obwohl sie ein Vermögen verdient hat. Blatzheim, ihr Stiefvater, hat bis zu seinem Tod 1968 ihr gesamtes Vermögen verwaltet – und veruntreut. Ihr Lebensgefährte, der französische Filmproduzent Laurent Pétin, findet Romy am frühen Morgen des 29. Mai 1982 leblos zusammengesunken an ihrem Schreibtisch vor.
Der richtige Weg und das Schicksal
Dieses facettenreiche, umfassende und tragische Leben hat Tanztheaterdirektor, Choreograf und Regisseur Enrique Gasa Valga in Szene zu setzen – „die ganze Welt von Romy“, wie es die Hauptakteurin, Tänzerin Camilla Danesi, ausdrückt. „In Wahrheit ein trauriges Leben, denn niemand hat nach ihren echten Gefühlen gefragt, selbst ihre Mutter hat sie benutzt.“
Die Darstellung von Romys Schicksal wird unter anderem durch französische Musik und Videoinstallationen von Albert Serradó untermalt. „Was passiert ist, hat passieren müssen. Sie hat für sich alles richtig gemacht, sich für diesen Weg entschieden“, sagt Danesi abschließend. Schönes Schlusswort!
Text: Patrizia Reppe-Pichler
Fotos: Birgit Gufler
Romy Schneider
Tanzstück von Enrique Gasa Valga.
Libretto von Enrique Gasa Valga und Albert Serradó