Lisa Wentz stammt gebürtig aus Schwaz und ist inzwischen sehr erfolgreich als Autorin für Bühnentexte. Für Adern, das in der Spielzeit 22/23 bereits am Tiroler Landestheater aufgeführt wurde, erhielt sie 2021 den Retzhofer Dramapreis und 2022 den Nestroy-Preis für das beste Stück. Nun hat sie für das TLT eine Überschreibung von Eugene O’Neills Desire under the Elms vorgenommen und die Handlung von der rauen Ostküste Amerikas auf einen Bergbauernhof in Tirol zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlegt.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Lisa Wentz Geschrieben habe ich eigentlich seit ich schreiben konnte. Ich habe Bücher geliebt und eine Freundin hat dann angefangen eigene Geschichten zu erzählen, da dachte ich: Das will ich auch! Eine meiner ersten Geschichten handelte von einem Mädchen, das auf Wolken hinwegschwebend zu den Waldtieren gebracht und damit gerettet wurde. Zum Theater bin ich über Umwege gekommen und nach der Schauspielausbildung fürs Theater zu schreiben, das hat meine zwei Lieben vereinigt: Das Theater und das Schreiben.
«Mich interessiert das Geschichtenerzählen,
mich interessiert wie Figuren plötzlich eigenständig werden
und mich nicht mehr brauchen. Mich
interessiert das Menschliche
auf der Bühne.»
Lisa Wentz, Autorin
Wie sieht ein Arbeitstag für dich aus?
Das kommt drauf an, wie nah die Deadline ist! Es gibt sehr entspannte Tage, wo ich hauptsächlich recherchiere und assoziativ vor mich hinschreibe, dann gibt es welche in denen ich verheult bis 4 in der Früh am Küchentisch sitze und halbwegs konsequent arbeite.
Wie bist du zum Stoff für «Verlangen» gekommen und wie war dein Arbeitsprozess?
Tatsächlich war sich mit dem Stoff zu beschäftigen ein Vorschlag von meiner Agentur! Als ich begann den Originalstoff Gier unter Ulmen zu übersetzen, habe ich sofort die oft fast witzigen Überschneidungen mit dem Tiroler Dialekt bemerkt und mich auch in vielen Themenfeldern des Stückes wiedergefunden. Ich habe also zuerst fertig übersetzt und mich dann gefragt: Welche Perspektive, die ich bringen kann, ist jetzt interessant für die Überschreibung, wo könnte ich Impulse setzten, etc. Und draus wurde im Endeffekt dann Verlangen.
Wie ist es für dich, eine Inszenierung deines Textes auf der Bühne zu erleben?
Ein Geschenk! Es ist einfach immer eine Ehre, dass sich ein Team aus so vielen kreativen Menschen mit den Texten beschäftigt!
Welche Themen interessieren dich in deinem eigenen Schreiben inhaltlich und formal?
Mich interessiert das Geschichtenerzählen, mich interessiert wie Figuren plötzlich eigenständig werden und mich nicht mehr brauchen. Mich interessiert das Menschliche auf der Bühne. Deswegen zieht es mich natürlich immer ein wenig mehr zum Figurendrama im Gegensatz zum Postdrama, das ich aber sehr schätze.
Hast du Lieblings-Theaterautor:innen?
Sagen wir mal so: Es ist schwer einen Text von einer Person, die fürs Theater schreibt, zu finden, der mich nicht inspiriert. In der Prosa ist meine absolute Lieblingsautorin im Moment Hanya Yanagihara. (Ich hab sogar eine Tätowierung von einem ihrer Buchtitel.)
TEXT Diana Merkel & Lisa Wentz
VERLANGEN
von Lisa Wentz, Schauspiel frei nach Desire under the Elms von Eugene O’Neill
in einer Übersetzung von Lisa Wentz